Ist die Bibliothek ein Ort, der Armut ausgleicht?

Ein Blogpost zu etwas, was mich immer wieder irritiert und, ehrlich gesagt, mehr und mehr auch ärgert.

Letztens hörte ich wieder einmal folgende Argumentation: Bibliotheken würden Menschen in Armut Zugang zu Medien ermöglichen, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Deshalb könne man sagen, dass Bibliotheken gegen Armut helfen.

Dieses Argument wird immer wieder einmal gebracht. Es is falsch. Aber vor allem ist das Bringen dieses Arguments, dass dann auch oft das letzte Wort zum Thema Armut ist, Ausdruck einer meiner Meinung nach problematische Argumentationsstruktur. Einer, die Probleme reproduziert anstatt über sie nachzudenken oder gar anzugehen.

Was hier passiert ist nämlich, dass Bibliotheken als gut, sinnvoll, richtig erklärt werden (zumeist aus dem Bibliothekswesen selber, aber nicht nur) und dann aber die konkreten Verhältnisse gar nicht angeschaut werden. Nutzen den Menschen in Armut die Bibliothek so? Sehen sie die auch so oder anderes? Was denken die über Bibliotheken? Das wird bei dieser Argumentation übergangen.

Vielmehr wird die Reflexion der Realität schon abgebrochen, bevor solche überhaupt Fragen aufkommen oder gar Menschen in Armut sich irgendwie äussern könnten. Das ist einerseits gefährlich, weil das Überzeichnen der Realität nie dazu führt, dass diese Realität weggeht, sondern vielmehr dazu, dass diese immer wieder abgewehrt werden muss. Dazu muss viel intellektuelle Energie aufgebracht werden, um die Realität, die sich dem einfachen Argument nicht unterordnet, abzuwehren, aktiv zu ignorieren oder umzudeuten. Andererseits ist es auch traurig, weil sich so nichts ändert und viele (tatsächlich bestehende) Potentiale vergeben werden.

Struktur und Effekt des Arguments

Dröseln wir das einmal auf. Wie ist diese Struktur (gleich, um sie sichtbarer zu machen, ein wenig vom Thema Armut abstrahiert)?

  1. Es wird ein irgendwie positives Ziel benannt (hier: Bibliotheken sollen Menschen in Armut helfen).

  2. Das Ziel wird nicht als Ziel begriffen, dass man anstreben sollte. Vielmehr wird behauptet, dass dieses schon Realität wäre.

  3. Damit wird auch jede potentielle Diskussion abgeschnitten. Weder wird so ermöglicht, über das Ziel an sich zu diskutieren (hier zum Beispiel nicht: Was könnte die Bibliothek eigentlich für Menschen in Armut bedeuten? Sollte sie vor allem ein Ort sein, der Medienzugang ausgleicht? Oder sollte es andere Ziele geben? Vielmehr wird das Thema „Armut‟ wird sofort auf „Zugang zu Medien‟ eingeengt), noch wird so ermöglicht, diese Aussage irgendwie zu überprüfen. So etabliert man – eigentlich ohne Notwendigkeit – eine gewisse Blindheit für die Realität.

  4. Die von dieser Aussage tatsächlich Betroffenen werden übergangen. Sie werden nicht gefragt, ihnen wird nicht zugehört, es wird noch nicht mal überlegt, wie deren Alltag eigentlich tatsächlich ist. Zudem wird sofort ein bestimmtes Bild von Ihnen vermittelt, dass nicht der Realität entsprechen muss (hier: Menschen in Armut würden den gleichen Zugang zu Medien haben wollen, wie alle anderen auch – was zum Beispiel einfach als gegeben setzt, dass alle Menschen dieses gleiche Ziel hätten).

  5. Das Thema gilt dann meisten mit diesem Argument auch als beendet, was auch heisst, dass das Bild vermittelt wird, das Bibliotheken nichts ändern müssen.

Was sind die Effekte dieser Struktur?

  1. Grundsätzlich schreibt man so nicht nur der Bibliothek eine Wirkung zu, die nicht überprüft wird. Man beendet damit auch Diskussionen um die Entwicklung und Wirkung von Bibliotheken. Ebenso schneidet man Diskussionen über politische Ziele und Aufgaben von Bibliotheken ab.

  2. Man übergeht die Betroffenen.

  3. Man postuliert so nicht nur, dass Veränderung nicht notwendig wäre, sondern in gewisser Weise auch, dass sie nicht möglich wäre. Warum darüber nachdenken, etwas zu verbessern, wenn es schon gut ist?

Es muss einen Grund dafür geben, dass dieses Argument immer und immer wieder reproduziert wird. Ich würde vermuten, dass es eher darum geht, das Bibliotheken sich gegenseitig ihrer eigenen Identität versichern, als das es um Menschen in Armut geht. Aber wenn das so ist: Wozu das? Oder gibt es einen anderen Grund? (Gibt es Menschen, die davon überzeugt werden? Von was?)

Evidenzen gegen das Argument

Es gibt, um zum Thema Armut zurückzukehren, eine ganze Reihe Evidenzen dafür, dass diese Aussagen nicht stimmt (nicht umsonst habe ich ein Buch dazu geschrieben (Schuldt 2017)):

  • Schon der Fakt, dass diese Aussage so oft wiederholt wird, ohne sie zu untermauern, ist ein Hinweis darauf, das ihre Funktion nicht ist, die Realität darzustellen. Vielmehr scheint, als ob sich hier vor allem Bibliotheken untereinander immer wieder gegenseitig ihrer Bedeutung versichern. Wäre es anders, würde wohl schon jemand losgehen und zum Beispiel Testimonials einholen von Menschen in Armut, die genau das sagen, was im Argument gesagt wird. Aber die gibt es praktisch nicht. Genauso wenig, wie in Umfragen von Bibliotheken überhaupt nach sozialer Schicht oder ökonomischen Möglichkeiten von Nutzer*innen gefragt wird – also auch jedesmal versäumt wird, überhaupt Daten zu erheben, um das Argument zu überprüfen.

  • Die paar Untersuchungen, die herangezogen werden können, um zu klären, ob diese Argument überhaupt stimmt, beziehen sich fast alle auf Obdachlose / Menschen ohne festen Wohnsitz und stammen praktisch immer aus anderen Staaten als dem DACH-Raum. Aber sie bieten zumindest einen Hinweis, dass die Situation nicht so eindeutig ist, wie das Argument unterstellt. Lo, He und Yan (2019) zeigten zum Beispiel – für eine andere Fragestellung –, dass Menschen ohne festen Wohnsitz in Shanghai die Öffentliche Bibliothek vor allem nutzen, um „Zeit tot zu schlagen‟, nicht um Medien auszuleihen. Provence et al. (2020) stellten fest, dass für die USA gesagt werden kann, dass Menschen in dieser Lage sich mehr für Informationen interessieren, die sich auf ihre konkrete Situation beziehen lassen – wie sie an Unterstützung gelangen et cetera –, aber das sich ihre Interessen ansonsten mit denen anderer Personen decken. Zhang & Chawner (2018) kritisierten, dass die Stimmen von Menschen in dieser Situation im Bibliothekswesen praktisch nicht gehört werden und befragten deshalb solche in Auckland, Neuseeland. Für diese sind auch nicht der Zugang zu Medien, sondern Regelmässigkeit und Vertrauen wichtig: Sie versuchten, ihr Leben zu strukturieren und einen lebbaren Alltag herzustellen – das ist ihnen wichtig. Wenn die Bibliothek dabei hilft, nutzten sie diese. Tinker Sachs et al. (2018) stellten wieder für die USA fest, dass Menschen ohne festen Wohnsitz nicht nicht lesen, sondern vielmehr recht viel und sehr breit Medien konsumieren, dass ihnen aber gleichzeitig oft nicht bewusst ist, welche Möglichkeiten ihnen zum Beispiel in Bibliotheken offen ständen. So geht das weiter: Das Bild ist nicht per se negativ (es gäbe also wohl viele Potentiale dafür, dass Bibliotheken im Leben von Menschen eine positive Wirkung haben könnten, wenn sie das forcieren), aber es ist lange nicht so eindeutig, wie es das oben genannte Argument unterstellt. Würden Daten zu Menschen in Armut, aber mit festen Wohnsitz – also der viel, viel grösseren Gruppe – zur Verfügung stehen, wäre das Bild wohl noch uneindeutiger.

  • Mit dem Argument wird auch so getan, als bestände das Problem von Menschen in Armut nur darin, zu wenige ökonomische Mittel zu haben, um die gleichen Dinge erwerben zu können, wie andere Menschen. Das ist immer ein unterkomplexes Bild: Weit weniger Mittel als der Durchschnitt zur Verfügung zu haben, ist nur ein Teil von Armut. Vielmehr ist das Leben in ständiger Prekarität und mit ständige Bedrohung des Status quo, dessen Zusammenbruch weitreichende Konsequenzen für das eigene Leben haben kann, etwas, was Armut ausmacht. Es geht nicht um reine materielle Defizite, die man nur irgendwie ausgleichen müsste, damit die Menschen in Armut ein besseres Leben führen können. Insoweit ist selbstverständlich auch nicht davon auszugehen, dass es im Bezug auf Bibliotheken und Medien nur darum gehen würde, materielle Defizite auszugleichen, um dann schon für Menschen in Armut sinnvolle Arbeit zu leisten. (Schuldt 2017) Es ist bestimmt komplexer. (Nicht zuletzt auch, weil ein anderes Ziel für Menschen in Armut oft ist, aus dieser Situation herauszukommen; nicht einfach in der Situation selber verharren zu müssen. Das kommt bei diesem Argument auch nicht vor.)

Das Argument erzeugt eine diskursive Situation, indem es so scheint, als sei das Problem schon recht gut gelöst und man könne zu anderen Fragen übergehen. Aber nehmen wir einfach mal an, Menschen in Armut würden nicht unbedingt (nur) Zugang zu Medien suchen, sondern vor allem eine Institution, auf die sie sich verlassen können – das würde mit dem Argument nicht mal thematisierbar. Die Bibliotheken hören oft mit diesem einem Argument auf, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Menschen in Armut haben so gar keine Möglichkeit, Hinweise dazu, was sie benötigen würden, zu hinterlassen. Alle Ansätze in Bibliotheken sind mit dem Argument auf eine Lösung (Zugang zu Medien) zugeschnürt.

Die Betroffenen können sich nicht äussern, die Bibliotheken fühlen sich gut in ihrem Tun, aber können sich so auch nicht ändern. Und das, obwohl es in so einem Fall noch nicht mal schwer wäre und es, wie gesagt, grosses Potential gäbe: Bibliotheken könnten sehr wohl zu verlässlichen Institutionen werden, die Menschen in Armut nutzen könnten, um ihr Leben besser abzusichern. Schon dadurch, die sie verlässlich da sind und immer die gleichen Angebote haben. Das würde helfen. Man müsste gar nicht viel verändern. Aber (a) Bibliotheken müssten wohl aufhören, sich gegenüber zu behaupten, dass sie in Bezug auf das Thema Armut in gewissem Sinne schon „perfekt‟ sind, (b) sie müssten offen sein, nicht über, sondern mit den Betroffenen zu reden und auch denen vielmehr Lead dabei zu überlassen zu sagen, was sie wichtig finden und wie sie grundsätzlich die Situation wahrnehmen, (c) und ja – sie müssten akzeptieren, dass sie nicht perfekt sind, sondern sich ändern können.

Kann man das besser machen?

Könnte man es anders machen? Ja, klar. Es wäre noch nicht einmal schwer.

  1. Wichtig wäre, dass man aufhört, zu behaupten, das bestimmte politische Ziele (hier, das Menschen in Armut geholfen wird) als schon die bestehende Realität darstellen. Man kann gerne sagen, Bibliotheken sollten Menschen in Armut helfen – aber erstmal sollte man das als Utopie begreifen, als „so sollte es sein‟. Das (a) macht das überhaupt einmal diskutierbar (Sind alle dieser Meinung? Ist das ein von der Profession geteilter Wert?) und (b) schliesst Diskussion nicht sofort ab, sondern eröffnet sie.

  2. Wirklich wichtig ist, den Gestus abzulegen, etwas, was man gerne hätte, als schon gegeben darzustellen – vor allem dann, wenn es einen nicht direkt betrifft. Vielmehr sollte man davon ausgehen, dass es nicht so ist, wie man es gerne hätte und sich zu fragen, wie man es erreichen kann. Versucht man zu verstehen, ob die Situation so ist, wie man sie gerne hätte, ohne gleich darein zu verfallen, sie so, wie sie ist verteidigen zu wollen, lernt man viel mehr über die Realität und kann die Einrichtung Bibliothek auch viel besser verändern. [Ein Vorgehen bei wissenschaftlichen Studien ist bekanntlich, (begründete) Hypothesen aufzustellen und dann zu versuchen, sie zu widerlegen. Schafft man das nicht, gelten sie erstmal als gültig – aber beim Versuch sie zu widerlegen lernt man meisten viel über das Thema. So sollte man auch mit offensichtlichen Wünschen, wie denen, die sich hinter dem genannten Argument zu verbergen scheinen, umgehen.] Das geht am Besten selbstverständlich, wenn man die Perspektive der Bibliothek verlässt und mit denen spricht, die – hier, in diesem Fall, von Armut – betroffen sind.

  3. Wenn man die Situation geklärt hat (also hier: Wenn klar ist, dass die spezifische Bibliothek oder das ganze Bibliothekswesen Menschen in Armut unterstützen sollte UND man weiss, wie die Situation eigentlich ist, vor allem, was Menschen in Armut eigentlich benötigen), kann man überlegen, wie man dazu kommt, dieses Ziel zu erreichen. Es wird dann garantiert ein anderes sein, als das einfache „die Bibliothek substituiert materielle Voraussetzungen beim Zugang zu Medien‟. Aber wichtig ist, dass man nur so überhaupt klärt, ob und was geändert werden müsste. Oder ob die ganze Idee vielleicht nicht hinreichend war / ist.

  4. Relevant dafür wäre auch, den Blick zu ändern: Nicht davon auszugehen, dass die Bibliothek schon an sich gut / perfekt wäre und dann „nur‟ versuchen, dass irgendwie zu verteidigen. Es gibt überhaupt keinen Grund dafür. Nichts ist perfekt.

Eine Frage wäre, ob das alles nur für dieses eine Argument über Armut gilt. Selbstverständlich nicht – es gibt eine ganze Anzahl von Argumenten, die in bibliothekarischen Diskussionen und Selbstdarstellungen immer wieder reproduziert werden und bei denen behauptet wird, dass Bibliotheken bestimmte Dinge erfüllen / sind / tun und die nicht hinterfragt werden: Wenn Behauptungen darüber aufgestellt werden, dass Bibliotheken bestimmte Kompetenzen „vermitteln‟ würden. Wenn postuliert wird, dass die Bibliothek ein offener Raum für alle wäre (und sich dann gefragt wird, warum sich so wenig Menschen, die nicht der Mehrheitsgesellschaft gehören, bewerben würden – als wäre das ein Fehler dieser Menschen). Wenn gesagt wird, dass Bibliotheken „Orte der Begegnung‟ wären (für alle), „Orte der Integration‟ und so weiter. Armut ist als Thema eher zufällig herausgegriffen, weil ich dazu Einiges zu sagen habe. Aber vielmehr irritiert und ärgert mich die Struktur. Ich kann sie mir nur als Arbeit an der bibliothekarischen Identität erklären – aber eine, die die eigentlichen Potentiale von Bibliotheken für eine, well, bessere Gesellschaft verbauen.

Wer behauptet, Bibliotheken wären schon perfekt, verhindert, dass sie sich entwickeln. Wer über Menschen redet, statt mit ihnen, reproduziert oft nur die Strukturen, von denen Menschen betroffen sind. So wird nichts besser.

Literatur

Lo, Patrick ; He, Minying ; Liu, Yan (2019). „Social inclusion and social capital of the Shanghai Library as a community place for self-improvement‟. In: Library Hi Tech 37 (2019) 2: 197–218, https://doi.org/10.1108/LHT-04-2018-0056

Provence, Mary A. ; Wahler, Elizabeth A. ; Helling, John ; Williams, Michael A. (2020). „Self-Reported Psychosocial Needs of Public Library Patrons: Comparisons Based on Housing Status‟. In: Public Library Quarterly (2020) (Latest Articles) https://doi.org/10.1080/01616846.2020.1730738

Karsten, Schuldt (2017). „Armut und Bibliotheken: Anmerkungen zu einer notwendigen Diskussion‟. 2017, http://hdl.handle.net/10760/31084

Tinker Sachs, Gertrude ; McGrail, Ewa ; Lewis Ellison, Tisha ; Dukes, Nicole Denise ; Walsh Zackery, Kathleen (2018). „Literacy scholars coming to know the people in the parks, their literacy practices and support systems‟. In: Critical Inquiry in Language Studies 15 (2018) 1, https://doi.org/10.1080/15427587.2017.1351880

Armut und Bibliotheken: Wo stehen wir? Wo wollen wir stehen? (Impulsvortrag, Wien, 12.06.2017)

Vorwort: Der Büchereiverband Österreich (BVÖ) veranstaltete am 12.06.2017 „Unsichtbar – Eine Expertentagung des BVÖ zum Thema Armut als Barriere“ und ich war – aufgrund meines letztens publizierten Buches – als Experte geladen, der einen der Impulsvorträge halten sollte. Was mir noch nie passiert ist. Anbei dieser Impulsvortrag (der auch als eine kurze Zusammenfassung und Weiterführung des Buches gelesen werden kann).

 

Armut und Bibliotheken: Wo stehen wir? Wo wollen wir stehen?

1. Einleitung

Werte Kolleginnen und Kollegen,

ich danke Ihnen für diese Einladung. Vorneweg: Ich sehe mich nicht als Experte zum Thema Armut und Bibliotheken, sondern nur als jemand, der sich für das Thema interessiert und gerne dazu beitragen möchte, dass es aus der Sphäre gut gemeinter, aber allgemeiner Aussagen heraus geholt wird und in Diskussionen im Bibliothekswesen, die sich an der Realität orientieren, eingefügt wird. Deshalb bin ich auch sehr erfreut, dass der BVÖ diese Tagung organisiert hat. Sie scheint mir ein sehr guter Schritt in diese Richtung zu sein.

Gerne kläre ich ein paar Vorannahmen, weil ich hoffe, dass wir uns nicht an diesen aufhalten müssen:

Es geht nicht darum, ob Bibliotheken etwas Positives für Menschen in Armut tun sollten. Das wird vorausgesetzt. Es geht auch nicht darum, ob es Armut in unseren reichen Gesellschaften gibt (ich rede hier vom DACH-Raum, also Österreich, Schweiz, Deutschland und Liechtenstein). Es gibt sie, sie ist ein Skandal, auch wenn bestimmte politische Strömungen nicht darüber reden wollen. Dabei sollt auch klar sein, dass Armut immer relativ zur jeweiligen Gesellschaft ist, in der jemand arm ist. Es geht darum, dass Menschen, ökonomisch vermittelt, ein schlechtes Leben in Gesellschaften führen müssen, obwohl das nicht so sein müsste, obwohl die Gesellschaften mehr bieten könnten, wenn sie anders eingerichtet wären. Vergleiche mit Armut in anderen Weltregionen sind dafür nicht hilfreich. Es geht auch nicht darum, ob Menschen in Armut an ihrer sozialen Situation schuld sind oder aber gesellschaftliche Strukturen. Es ist klar, dass so eine große Verbreitung von Armut, so eine ständige Reproduktion dieser sozialen Situation, wie wir sie unseren Gesellschaften sehen, nur strukturell zu erklären ist und anzugehen wäre.

Worum es mir hier geht, in diesem Vortrag, sind zwei einfache, aber immer noch komplexe Fragen:

  1. Was genau sollen Bibliotheken in Bezug auf Menschen in Armut tun?

  2. Was können Bibliotheken, realistisch betrachtet, wirklich tun?

Es sollte auch klar sein, dass wir uns heute hier auf Öffentliche Bibliotheken beschränken.

In diesem Vortrag werde in mich vom Aufbau her an meinem Buch zum Thema orientieren, weil sich diese Struktur, nach mehreren gescheiterten Anläufen, für mich als sinnvoll herausgestellt hat. Zuerst werden ich einige Irritationen durchgehen, die auftauchen, wenn man über den Zusammenhang von Armut und Bibliotheken nachdenkt. Die Irritationen nehmen nichts von der grundsätzlich zustimmenden Haltung zum bibliothekarischen Engagement zu diesem Thema fort, aber sie zeigen, dass die Realität komplex ist, zu komplex für einfache Lösungen.

Anschließend werde ich kurz durchgehen, was wir über das Leben von Menschen in Armut wissen. Beides, die Irritationen und das Wissen über das Leben der Menschen in Armut, werde ich im dritten Schritt zu einigen Vorschlägen für die Arbeit, die das Bibliothekswesen leisten kann (und meiner Meinung nach müsste) hinführen.

2. Irritationen

Das Bibliotheken für Menschen in Armut eine positive Rolle spielen können – formulieren wir es einmal so allgemein – ist eine weit verbreitete Annahmen. Und es ist auch ein Ziel, dass sich Bibliotheken setzen. Der BVÖ hat dies zum Ziel erklärt, auch der DBV hat sich in diese Richtung geäußert, ebenso gibt es Dokumente der IFLA, die dies explizit Verlautbaren. Geht man in die Bibliotheken, gerade in die größer Städte, sieht man dieses Bemühen zumindest indirekt auch immer wieder. (Der Schweizer Verband, BIS, fehlt hier in der Aufzählung, aber meiner Erfahrung nach nicht die einzelnen Bibliotheken in der Schweiz.)

Doch – und dies ist die erste Irritation, die ich Ihnen vorlegen möchte – wie wird sich vorgestellt, wie dies funktioniert, diese Arbeit von Bibliotheken für Menschen in Armut? Zumeist betonen die Dokumente, dass Bibliotheken einen freien Zugang zu Informationen und Medien bieten. Dieser Zugang würde ohne Diskriminierung ermöglicht und somit gegen Armut wirken. Gerade in Bibliotheken vor Ort wird dieser Zugang auch als Ausgleich verstanden: In der Bibliothek könnten Menschen auf Medien zurückgreifen, die sie sich ökonomisch nicht leisten können.

Sicherlich bieten Bibliotheken diesen Zugang. Aber die Vorstellung ist irritierend einfach: Es wird nicht erklärt, wie der freie Zugang zu Informationen Menschen in Armut helfen würde und wobei. Vor allem ist nicht klar, warum er Menschen in Armut mehr, anders, besser zu Gute kommen würde, als Menschen in anderen Situationen. Es ist ja nicht so, dass alles, was Menschen in Armut benötigen, um aus der Armut auszusteigen, mehr Informationen wären. Man müsste schon sagen, welche Informationen und Medien.

Zudem müssten man auch erklären können – und ich glaube nicht, dass das geht, wenn man so eine einfache Vorstellung vertritt –, warum der freie Zugang zu Informationen in einer Gesellschaft, in der Ungleichheiten existieren, nicht einfach heißt, dass diese Ungleichheiten beibehalten werden, also alle Menschen, egal in welche Schicht, gleich viel vom freien Zugang zu Informationen profitieren und am Ende die Armen weiter arm sind.1

Ich denke, was diese Irritation zeigt, ist, dass wir im Bibliothekswesen bislang zu einfache Vorstellungen davon haben, wie unsere Arbeit Menschen in Armut helfen oder unterstützen kann. Das sollten wir genauer fassen, dann wüssten wir auch besser, was wir wirklich tun können.

Eine zweite Irritation, die ich Ihnen gerne vorlege: Wenn wir uns die bibliothekarische Literatur und die Forschungen zur Bibliotheksnutzung ansehen, fällt auf, dass Menschen in Armut in ihnen so gut wie nicht vorkommen. Wir – als Bibliothekswesen – haben Dutzende von Ansätzen, um die Nutzung von Bibliotheken durch Dutzende von unterschiedlichen Gruppen zu untersuchen oder zu motivieren. Sie wissen ja zum Beispiel selber, wie oft und wie viel Bibliotheken alleine darüber nachdenken, wie sie von Jugendlichen gesehen und genutzt werden und wie mehr Jugendliche dazu gebracht werden sollen, die Bibliotheken zu nutzen. Aber für Menschen in Armut gilt dies nicht. Es ist auch auffällig, dass bei all den Umfragen zur Nutzung von bibliothekarischen Angeboten und Bibliotheken, fast nie nach der ökonomischen Situation gefragt wird, aber zum Beispiel nach Alter und Geschlecht. Und wenn es doch einmal passiert – wie vor Kurzem beim Nutzungsmonitoring für Bibliotheken in Berlin – ist es nachher schwierig herauszufinden, ob diese Daten überhaupt genutzt werden.

Ich hoffe, Sie stimmen mir zu: Wenn man darüber nachdenken will, wie und ob Bibliotheken für Menschen in Armut eine positive Wirkung haben können, sollte man versuchen, zu verstehen, wie diese heute die Bibliotheken nutzen oder gerade nicht nutzen. Darüber wissen wir fast nichts. Vielleicht beschäftigen wir uns mit zu vielen anderen Fragen, dass wir das immer wieder übersehen. Aber bislang machen wir die meisten Angebote, die für Menschen in Armut positiv sein sollten, auf der Basis von Vermutungen. Gewiss gut gemeinten Vermutungen, aber doch solchen, die wir anhand der realen Situation überprüfen sollten.

Die dritte Irritation, die ich hier vorlege, deutet sich schon in meinen Formulierungen an, wenn ich von „positiven Wirkungen für Menschen in Armut“ spreche. Es ist nicht einfach zu sagen, was Bibliotheken in Bezug auf Menschen in Armut tun sollen: Sollen sie möglichst wenig Barrieren bieten, so dass Menschen in Armut die Bibliotheken genauso nutzen können, wie Menschen in anderen sozialen Situationen auch? Heißt das, dass man Barrieren aktiv identifiziert und angeht? Oder das man darauf achtet, sie nicht neu zu errichten? Oder sollen Bibliotheken Menschen in Armut helfen? Aber dann: Wobei helfen? Beim Ausstieg aus der Armut oder beim Führen eines Lebens in Armut? Sollen sie dafür sorgen, dass der Rest der Gesellschaft darüber informiert wird, wie Menschen in Armut in unseren Gesellschaften tatsächlich leben?

Ganz abgesehen davon, dass alle möglichen Antworten auf diese Fragen Konsequenzen für die bibliothekarische Arbeit hätten: Es scheint, als wären sie im Bibliothekswesen nicht geklärt, sondern als würden – zumeist, ohne explizit benannt zu werden – unterschiedliche Vorstellungen nebeneinander existieren. Dabei ist aber klar: Wenn man aktiv dazu beitragen möchte, dass Menschen aus der Armut aussteigen, heißt das etwas sehr anderes dafür, was die Bibliotheken tun sollen, als wenn man vor allem darüber nachdenkt, ob Barrieren zur Nutzung existieren und ob man sie abbauen könnte.

Ich selber werde am Ende dieses Vortrages dafür plädieren, dass Bibliotheken heute vor allem darauf zielen können, das Leben von Menschen in Armut lebbarer zu machen. Aber man kann auch Argumente für die anderen Positionen finden. Irritierend ist, dass wir als Bibliothekswesen diese unterschiedlichen Zielsetzungen nicht thematisieren, sondern – so zumindest mein Eindruck – immer wieder alle irgendwie gleichzeitig zu meinen scheinen.

3. Was wir wissen

Ich habe eben gesagt, dass wir wenig darüber wissen, wie Menschen in Armut eigentlich die Bibliotheken nutzen und wofür. Hingegen wissen wir recht viel darüber, wie Menschen in Armut in unseren Gesellschaften leben und welche Auswirkungen dieser gesellschaftliche Status auf ihr Leben hat. Ich werde hier nur Einiges darstellen können, was meiner Meinung nach für die Frage relevant ist, wie Bibliotheken in Bezug auf Menschen in Armut agieren können.

Zum ersten zur Dimension von Armut. Nehmen wir einmal, ohne deren Herkunft weiter zu diskutieren, die Daten von Eurostat, dann lebten 2015 in Österreich 1,55 Millionen Menschen, oder 18,3% der Bevölkerung, in Armut. In Deutschland waren es 16,08 Millionen Menschen oder 20%, in der Schweiz 2014 1,32 Millionen Menschen oder 16,4%. Wir können also nicht davon ausgehen, dass es sich nur um einige, wenige Fälle handeln würde, denen man leicht irgendwie helfen könnte, wenn man es nur ehrlich und richtig will. Vielmehr wird das Gesamtproblem Armut nur auf Ebene der gesamten Gesellschaft anzugehen sein, wobei – dies als Nebenbemerkung – die Gesellschaft sich dazu überhaupt erst einmal klar sein muss, dass es dieses Problem gibt.

Was wir wissen über das Leben der Menschen in Armut in unseren Gesellschaften ist unter anderem:

  1. Die meisten Menschen haben sich auf niedrigem finanziellen Niveau, unter Verzicht auf bestimmte, zum normalen Lebensstandard zählende Dinge und mithilfe von Substituten eingerichtet. Sie schaffen es unter großem Druck und Stress, mit viel Selbstverleugnung, nach außen den Eindruck von Normalität aufrecht zu erhalten. Die sichtbaren Armen sich die, die dies nicht mehr schaffen, aber sie sind Ausnahmen. Dieses Leben in scheinbarer Normalität ist immer prekär: Eine Institution, auf die man vertraut, muss ihr Angebot ändern oder umziehen, eine Möglichkeit, etwas zu substituieren, muss wegfallen oder eine andere größere Änderung eintreten – beispielsweise eine Waschmaschine, die kaputt geht – und dieses Leben wird grundlegend erschüttert. Menschen in Armut brauchen in unseren Gesellschaften Verlässlichkeit in der eigenen Umwelt, um ihr Leben zu meistern.

  2. Arm sein heißt in unseren Gesellschaften, über einen langen Zeitraum, teilweise das ganze Leben, wenig ökonomische Mittel zu Verfügung zu haben. Aber das ist nicht das einzige Merkmal. Arm sein heißt in unseren Gesellschaften auch, die ständige Erfahrung des Scheiterns zu machen. Dieses Scheitern bezieht sich auf die gesamten Ebenen der Lebenserfahrungen. Während zum Beispiel Personen aus dem Mittelstand Erfolge durch Bildung kennenlernen – also durch Schulbildung oder Weiterbildung aufsteigen und sich Möglichkeiten eröffnen – gilt das für Menschen in Armut nur in Ausnahmefällen. Zumeist ist die Schule schon ein Ort des Scheiterns, auch weil viele Dinge gelernt werden, die mit dem Leben in Armut nicht viel zu tun haben. Das Scheitern bezieht sich ebenso auf Lebenspläne, Planungen von Karrieren und des Alltags. Wenn das Leben prekär ist, ist zum Beispiel der Plan, auf einen Auslandsaufenthalt zu sparen, einer, der weit eher scheitert, als wenn das Leben einigermaßen planbar verläuft. Dieses ständige Scheitern lehrt Menschen in Armut eher eine Lebenshaltung, die vor zu großen Plänen und Hoffnungen warnt. Hinzu kommt, dass das Leben in Armut durch eine große Enge gekennzeichnet ist. Man hat wenig Möglichkeiten und ökonomischen Spielraum, um Erfahrungen zu machen. Das gilt nicht nur für den Auslandsaufenthalt, den sich viele Menschen aus dem Mittelstand leisten, Menschen in Armut aber kaum. Dies gilt auch für Zeiten des Ausprobierens, des Experimentierens, das Einfach-mal-Machens. Wer zum Beispiel das Geld für Museums-, Zoo-, Konzertbesuche oder den Besuch von Sportereignissen lange im Vorfeld planen muss, investiert es eher in schon bekannte Dinge und lernt vielleicht nie, was es noch alles für Möglichkeiten und Chancen gibt. Dies führt zudem zu oft engen, ökonomisch ähnlich gestellten, Netzwerken, die wieder wenig Chancen ermöglichen, aber einigermaßen Sicherheiten bieten. Kurz: Leben in Armut in unseren Gesellschaften ist, bei allen individuellen Ausnahmen, gekennzeichnet von ökonomischem Mangel, der ständigen Erfahrung des Scheiterns, der wenigen Erfahrungen und Chancen, eines prekären Lebens und enger sozialer Netzwerke.

  3. Wir leben gleichzeitig in Gesellschaften, deren Leitidee die der Meritokratie ist. Eine Meritokratie wäre eine Gesellschaft, in der Menschen aufgrund ihrer Fähigkeiten und Anstrengungen ihre jeweilige soziale Position erreichen. Oder anders: Wer sich anstrengt, soll gesellschaftlich weit oben ankommen, wer sich nicht anstrengt oder nichts kann, weit unten. Quasi alle relevanten politischen Richtungen gehen heute davon aus, dass eine solche Gesellschaft fair wäre und das wir grundsätzlich heute alle Barrieren abgebaut hätten, die Menschen davon abhalten würden, durch eigene Anstrengung eine soziale Position zu erreichen. Es gibt immer Diskussionen darum, ob man nicht mehr Chancengleichheit ermöglichen müsste, damit diese Vorstellung Realität wird, ob es nicht doch noch Barrieren gibt, beispielsweise angezeigt durch die ungleiche Entlohnung von Frauen und Männern oder ob nicht gar – das ist jetzt eine andere politische Richtung – der Staat durch seine Regelungen den angeblich leistungswilligen Mittelstand davon abhält, seine angemessene soziale Position zu erreichen. Grundsätzlich aber ist das meritokratische Ideal eine der Leitideen der heutigen Gesellschaften. Daraus ergibt sich auch, dass der Großteil der Lösungen für die Frage, ob jemand aus Armut aussteigen kann und wie, im Rahmen dieses meritokratischen Ideals verortet wird. Man sucht nach etwas, was den Menschen zu einer besseren Position verhilft und da man davon ausgeht, dass einzig Fähigkeiten und Anstrengungen die soziale Position bestimmen, ist die Antwort immer wieder: (a) die Menschen in Armut mehr oder minder anzutreiben, sich anzustrengen – darin ist gerade Deutschland mit den Hartz IV-Regime gut – und (b) Bildung, Bildung und noch mehr Bildung, die man irgendwie an diese Menschen bringen möchte. Die erste Lösung zeugt von einem bedenklichen Menschenbild, die zweite scheint menschenfreundlicher. Grundsätzlich ist nichts gegen Bildung zu sagen, insbesondere wenn sie zu mehr Chancen, mehr Blickwinkeln oder einem kritischen Geist verhilft. Aber sie ist nur dann eine wirkliche Lösung, wenn die Gesellschaft wirklich meritokratisch ist. Und das ist sie nicht. Es ist nur eine Vorstellung, die ständig im Hintergrund politischer Überzeugungen steht. Manchmal hat man den Eindruck, dass dieser Überzeugung gefolgt wird, weil man dann das Vorhandensein von Armut den Menschen in Armut selber als Versagen – sie hätten sich halt nicht richtig angestrengt – vorwerfen kann und damit nicht mehr über gesellschaftliche Strukturen reden muss. Das Ergebnis ist aber, dass (a) Bildung als Lösung überbewertet wird, so dass jede Bildung als Lösung gilt und nicht mehr erläutert wird, wie spezifische Bildungsaktivitäten spezifischen Menschen in Armut genau helfen sollen und somit Bildung – ich erinnere an die ständige Erfahrung des Scheiterns – für Menschen in Armut, die damit ständig behelligt werden, eine negative Erfahrung wird – weil sich Hoffnungen auf einen Aufstieg durch Bildung halt oft nicht realisieren –, (b) dass wir auch nicht über andere Gründe für das Entstehen und die ständige Reproduktion von Armut reden können, wenn wir immer annehmen, dass es eigentlich die Fähigkeiten und Anstrengungen der Menschen selber sind, die sie aus dieser Situation befreien könnten (und sie im Umkehrschluss hineingebracht hätten) und (c) dass deshalb vielleicht andere Hilfestellungen, als noch mehr Bildung oder noch mehr Antreiben, Motivieren etc. nicht mehr thematisiert werden, worunter vor allem die leiden, die von solchen anderen Hilfeleistungen profitieren könnten – nämlich Menschen in Armut.

  4. Wenn wir uns anschauen, welche Interessen Menschen in Armut haben, dann sind das grundsätzlich drei: (a) Das Aussteigen aus der Armut, auch wenn dies teilweise mit unrealistischen Vorstellungen, wie dies zu erreichen sei, einhergeht. (b) Sehr oft geht es aber auch darum, dass Leben in Armut lebbar zu gestalten. Dies wird viel seltener thematisiert, auch weil es wie eine Kapitulation vor den Verhältnissen wirkt, so als wäre man gar nicht daran interessiert sein, dass Armut abgeschafft wird. Die Realität ist aber, dass es Menschen in Armut gibt und das ihre Chance, diesen Zustand zu verlassen, zumindest sofort, gering ist. Selbst wenn eine der politischen Parteien es tatsächlich schaffen würde, einen Weg zu finden, Armut in einer unserer Gesellschaften abzubauen und sich damit durchsetzen würde – zwei Dinge, die in den letzten 150 Jahren nicht passiert sind – würde dies einige Zeit dauern. Es gibt Menschen in Armut, sie sehen realistisch, dass sie längere Zeit in Armut leben werden und sie haben deshalb ein Interesse, dies so gut es geht, zu tun. Institutionen können darüber nachdenken, wie sie ihnen dies ermöglichen oder zumindest nicht noch schwerer machen können. (c) Entgegen aller Vorstellungen davon, dass Menschen in Armut schlechtere Eltern wären – und sei es nur aus Unkenntnis –, kann man festhalten, dass sie ein Interesse daran haben, dass es ihren Kindern besser geht, als ihnen selber und das zumindest diese aus Armut aussteigen können. Das unterscheidet sie nicht von anderen Eltern. Was sie unterscheidet, ist die soziale und ökonomische Situation.

4. Vorschläge für Bibliotheken

Ich will all dies jetzt zusammenfassen in Aufgaben für das Öffentliche Bibliothekswesen, die sich in Bezug auf das Thema Armut stellen:

  1. Die Bibliotheken sollten sich darüber klar werden, was sie eigentlich tun wollen. Gegen Armut sein, ist nett, aber wenig hilfreich, weil es nicht zu sinnvollen Angeboten führt. Wollen sie (a) die Menschen in Armut dabei unterstützen, ihr Leben in Armut besser lebbar zu gestalten, also zum Beispiel zugängliche Institutionen sein, auf die man sich verlassen kann? Wollen sie Informationen vermitteln, wie man dieses Leben besser führen kann, indem man sich zum Beispiel der eigenen Rechte gegenüber der zuständigen Ämter bewusst wird? (b) Oder wollen sie Menschen in Armut dabei unterstützen, aus der Armut auszusteigen? Das würde dann aber auch heißen, zu klären, wie das funktionieren soll: „Zugang zu Information vermitteln“ oder „Bildung, Bildung, Bildung“ sind keine immer sinnvollen Lösungen. Das heißt nicht, das nicht doch einzelne Menschen durch Bildung den Ausstieg aus Armut schaffen oder gerade in der Bibliothek die nötige Information finden, um das zu tun, aber es sind Vorschläge, die ihnen ehedem ständig gemacht werden, von den Ämtern, von der Gesellschaft, von der Presse – Bibliotheken wären da nur eine weitere Einrichtung, die das Gleiche sagen würde. Die gälte auch, wenn man es auf Kinder und Jugendliche oder die Unterstützung von Bildung in der Familie reduzieren würde. (c) Oder – der Vollständigkeit halber erwähnt – sollten Bibliotheken die Gesellschaft darüber aufklären, wie Menschen in Armut leben? Wann die verbreitete Vorstellung ist, dass jede oder jeder es mit eigener Anstrengung und Bildung schaffen könnte, nicht arm zu sein, wäre es für eine realistische gesellschaftliche Debatte vielleicht sinnvoll zu zeigen, dass dies nicht so ist.

  2. Bibliotheken sollten sich aktiv darüber informieren, wie Menschen in Armut leben und wie sie Bibliotheken tatsächlich nutzen. Das ist bislang ein ganz blinder Fleck, der jede Diskussion zum Thema im Ungefähren verlässt. Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Das Bibliothekswesen könnte auf Forschungen zur Armut aus anderen Wissenschaftsfeldern – der Soziologie, den Erziehungswissenschaften, der Forschung zur Sozialen Arbeit – bauen. Bibliotheken könnten sich aber auch selber informieren, sich gegenseitig ihrer Vorannahmen zum Thema hinterfragen und an der Realität testen oder aber sich direkt von Menschen in Armut informieren lassen, zum Beispiel indem sie diese bitten, von ihrem Leben zu berichten. Zu vermuten ist, dass Bibliotheken längst eine Rolle im Leben von Menschen in Armut spielen oder spielten, Bibliotheken dies aber bislang nicht wissen, weil sie nicht danach fragen.

  3. Aus diesen zwei Schritten ergibt sich erst, was Bibliotheken in Bezug auf Armut tun können. Auch wenn wir uns heute hier eigentlich treffen, um eine Antwort darauf zu finden, denke ich, dass eine richtige Antwort erst später möglich sein wird. Vermuten würde ich aber, dass Bibliotheken am sinnvollsten Handeln werden, wenn sie realistisch bleiben. Es ist für sie wohl einfach und machbar, als Einrichtungen zu funktionieren, die das Leben von Menschen in Armut lebbar machen, insbesondere indem sie eine verlässliche Einrichtung darstellen. Solche Einrichtungen als Basis des eigenen Lebens zu haben, kann einzelnen Menschen in Armut auch die Möglichkeit geben, Schritte aus der Armut heraus zu unternehmen. Das ist bestimmt richtig. Aber das gleich als Ziel zu setzen und Bibliotheken zum Beispiel als Einrichtung zu verstehen, die Menschen beim Ausstieg aus Armut helfen, scheint mir unrealistisch. Ebenso scheint es mir sinnvoll festzuhalten, dass die Lösung für Armut – also letztlich die Veränderung der Gesellschaft dahingehend, dass niemand arm sein muss – nicht in der Macht der Bibliothek liegt, sondern eine politische Aufgabe wäre. So gerne man manchmal den einen Hebel hätte, der diesen für unsere reichen Gesellschaften so skandalösen Zustand Armut zu beenden – es gibt ihn nicht. Deshalb werden die Bibliothek sich auch weiter mit der Frage Armut auseinandersetzen müssen.

5. Fazit

Am Schluss möchte ich noch einmal festhalten: Grundsätzlich haben Bibliotheken gute Voraussetzungen, um Menschen in Armut dabei zu unterstützen, ein besseres Leben zu führen. Dazu zählen:

  • Die hohe Verlässlichkeit der Angebote von Bibliotheken. (Wenn sie nicht gerade, ohne Rücksicht auf die konkreten Auswirkungen, sich ständig neu erfinden.)

  • Den Fakt, dass diese Angebote freiwillig genutzt oder auch nicht genutzt werden können.

  • Der Sicherheit, die der Raum Bibliothek bietet, nicht nur faktisch, sondern auch als imaginären Ort, in dem man sich der Alltagssorgen oder auch der Enge der eigenen sozialen Netzwerke für einen gewisse Zeit entledigen kann.

  • Und, nie zu vergessen, der kostenlose Zugang zum Raum und der kostengünstigen Zugang zu den bibliothekarischen Angeboten.

Aber, man darf sich dies auch nicht zu einfach vorstellen:

  • Die positive Wirkung, die Bibliotheken im Leben von Menschen in Armut haben oder haben können, wird wohl vor allem indirekt sein und nicht direkt auf ein Angebot, eine Struktur, eine Regelung zurückgeführt werden können.

  • Ohne das klar wird, was Bibliotheken in Bezug auf Armut tun sollen, wird unklar bleiben, ob sie tatsächlich eine positive Wirkung haben.

  • Bibliotheken müssen mehr darüber lernen, wie Menschen in Armut leben. Erst so kann klar werden, wie und wieso Bibliotheken in deren Leben wirken oder nicht wirken. Und nur so kann verhindert werden, dass Bibliotheken Menschen in Armut abstoßen, indem sie zum Beispiel Auswirkungen sozialer Situationen als moralisches Problem definieren und sich vielleicht vorstellen, Eltern in Armut beibringen zu müssen, dass zu Hause mit den Kindern über Gelesenes gesprochen werden muss, damit Literaturförderung funktioniert – weil diese dies vorgeblich nicht wüssten –, wenn das Problem eigentlich ist, dass diese Eltern mit zwei Jobs per Person einfach nicht die Zeit dafür haben.

  • Bibliotheken müssen sich, so mein abschließendes Wort, angewöhnen, mit Menschen in Armut zu reden und sie als Gruppe in ihre Forschungen, Befragungen und Planungen einzubeziehen.

 

Fussnote

Das ist ein Unterschied zu Menschen, die in unsere Gesellschaften migrieren. Da ist klar, dass diese vom Zugang zu Medien, die die jeweiligen Landessprachen vermitteln oder über das Leben in Österreich, Schweiz, Deutschland, Liechtenstein informieren, profitieren, weil diese sie beim Ankommen unterstützen, während der Rest der Gesellschaft ja schon da ist und die Landessprachen spricht.

Zitate: Bibliothek hilft nicht bei Armut, sondern zeigt sie an (1932/1933)

Leider erst jetzt, und nicht vor meinem Vortrag in Wien, habe ich „Die Arbeitslosen von Marienthal“ wieder gelesen. (Jahoda, Marie ; Lazarsfeld, Paul F. ; Zeisel, Hans (2009 [1960/1933]). Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkung langandauernder Arbeitslosigkeit. Mit einem Anhang zur Geschichte der Soziographie (edition suhrkamp; 769). Frankfurt am Main : Suhrkamp, 22. Aufl., 2009) Die Studie ist ein Klassiker der Armutsforschung. Durchgeführt wurde sie 1932 in einem Dorf bei Wien (deswegen hätte es gepasst), dass sich seit einigen Jahren in einen strukturellen Krise befand: Die Fabrik, die den Ort erst richtig geschaffen hatte (weil in Phasen des Aufschwungs immer Arbeit da war und Familien in grosser Zahl nach Marienthal zogen), war geschlossen, sonst gab es kaum Arbeit, gleichzeitig gab es auch in Österreich die weltweite Wirtschaftskrise am Ende der 1920er, Anfang der 1930er zu spüren.

Die Studie gilt als Klassiker, weil sie versuchte, eine Verbindung von Beschreibung und Empirie zu schaffen und dafür ein ganzen Arsenal von Daten und Forschungsmethoden anwandte (z.B. Zeit- und Budgetblätter, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern ausgefüllt wurden, eine Kleiderausgabeaktion, in deren Rahmen Interviews mit Arbeitslosen durchgeführt wurden, narrative Interviews, Experteninterviews etc., grösstenteils für die Studie erst erdacht). Sie zeichnete ein Dorf, in dem nicht nur die Arbeit aufgehört hatte, sondern in dem sich eine auswegslose Situation ergeben hatte (viele junge Leute waren schon abgewandert), in der das politische Leben zusammengebrochen war (Ende der 1920er!, also einer hoch-politisierten Zeit) und das gesellschaftliche sich sehr reduziert hatte: „Jetzt treten wir in den Ort, und der Eindruck, den wir gewinnen, ist der einen abgestumpften Gleichmäßigkeit.“ (Jahoda, Lazarsfeld & Zeisel 2009: 55)

Bekannt ist die Studie auch wegen dem Ergebnis, dass diese ständige Arbeitslosigkeit die Menschen (okay, die Männer) langsamer macht, genauer, dass die Zeit eher verschwimmt, die Männer im öffentlichen Raum sich eher wenig, mit vielen Pausen und vielem Rumstehen bewegten. (Was machten die Frauen? Den Haushalt. Typisch.) Das andere öfter zitierte Ergebnis ist, dass sich trotz allen Problemen in fast allen Familien immer zuerst um die Kinder gesorgt und gekümmert wird. Nur bei ganz wenigen zerfallenen Familien nicht (mehr). Aber sonst: Egal wie Arm, es wird versucht, den Kindern ein besseres Leben zu bieten. (Das ist übrigens, aller moral panics über „arme Familien“ zum Trotz, auch heute noch das Ergebnis vieler Studien zu Familien/Erziehungsnetzwerke in Armut.)

Das kleine Buch ist immer noch erstaunlich aktuell. Mittendrin finden sich zwei für Bibliotheken erstaunliche Zitate, an die ich mich nicht mehr erinnerte. Warum erstaunlich? Weil sie den Vorstellungen, die sich Bibliotheken manchmal selber im Bezug auf Armut und der Rolle, die sie spielen können, um das Leben von Menschen in Armut zu erleichtern (oder gar zum Ausstieg aus diesem verhelfen), machen, widersprichen.

Die Autorin und Autoren fanden in der Arbeiterbibliothek (also der SPÖ zugehörig, die aber auch die grösste Partei im Ort war; und nicht der Gemeinde) Daten vor, die Ihre These vom zusammenbrechenden sozialen Leben und dem Zusammenbrechen von „sinnhaften Tätigkeiten“ durch die lange Arbeitslosigkeit gut illustrierten:

„Auch das Bibliotheksbuch der Marienthaler Arbeiterbibliothek zeigt das Einschrumpfen der Lebensäußerungen. Die Zahl der Entlehnungen ist vom Jahre 1929 [Beginn der Krise im Dorf, Schliessung der Fabrik, KS] auf das Jahr 1931 um 48,7 Prozent gesunken, obwohl früher eine Entlehnungsgebühr verlangt wurde, während heute die Bücher völlig kostenlos verliehen werden. Zunächst hat sich die Zahl der Leser verringert; aber auch die wenigen, die der Bibliothek treu geblieben sind, lesen jetzt viel seltener als früher. Es betrug:

Bandzahl der Entlehner
1929     1930     1931
3,23      2,3        1,6

(…) Es ist also nicht so einfach, wie immer wieder angenommen wird, daß der Arbeitslose seine Zeit zur Weiterbildung verwenden könnte. Wenn man an seiner Situation nur das Zeithaben sieht und sonst nichts, mag man sich über das Abnehmen der Leselust wundern; wer die Gesamthaltung beurteilt und nicht nur einen Ausschnitt aus ihr, wird in diesen Zahlen nur eine charakteristische Bestätigung der Grundhaltung der Arbeitslosen sehen.“ (Jahoda, Lazarsfeld & Zeisel 2009: 57)

Bibliotheken formulieren heute von Zeit zu Zeit (bestimmt auch damals schon), dass sie eine Ausgleichsfunktion haben könnten; vor allem Medien bereitstellen, die Zuhause nicht vorhanden sein können und damit den Effekt von Armut begrenzen könnten. Eine hübsche Idee, aber wenn die Situation von Menschen in Armut heute auch , nur ähnlich ist, wie damals in Marienthal, scheint eher damit zu rechen zu sein, dass auch bei Ihnen zumindest durch Arbeitslosigkeit gerade die Tage so sinnlos, das Leben so ereignislos werden können, dass die Bibliothek sie viel weniger erreicht (mit dem gleichen Angebot, in Marienthal sogar mit einem leicht besseren, da kurz vor dem Zusammenbruch der Fabrik noch eine andere Bibliothek aufgekauft und integriert worden und da die Gebühren abgeschafft waren) als zu einem Zeitpunkt, als sie nicht in Armut lebten / leben werden.

Dieses „Zerfliessen der Zeitstruktur“, die vorher stark von der Fabrik und der Arbeitswoche vorgegeben war, und jetzt von der zwei-wöchigen Ausgabe der staatlichen Unterstützungleistung strukturiert ist, auf die hin gerechnet, gespart und geplant wird, stellen die Autorin und die Autoren noch einmal am Beispiel der Bibliothek dar:

„Auf eine Veränderung im größeren Zeitrhythmus stoßen wir, wenn wir zum Schluß noch einmal den Ort als Ganzes ins Auge fassen. Sonn- und Feiertage haben viel von ihrer Bedeutung verloren; der Bibliothekar berichtet z.B., daß die Enlehnungen, die wie überall so auch in Marienthal an Sonn- und Feiertagen besonders stark waren, heute diese periodische Steigerung kaum mehr aufweisen.“ (Jahoda, Lazarsfeld & Zeisel 2009: 92)

Neben dem Hinweis darauf, dass 1932 in Österreich die Sonntagsöffnung von Bibliotheken offenbar normal war (was, bevor man das als Argument für heute nimmt, wohl auch damit zu tun hatte, dass die Arbeiterbibliothek neben anderen sozialdemokratischen Vereinen, eine Alternative zum Kirchgang anbietet wollte, einen sozialdemokratischen Sonntag ohne „Pfaffen“), ist auch hier zu sehen, wie wenig die Bibliothek offenbar für die Arbeitslosen eine „Ankerfunktion“ oder Funktion als „sozialer Ort“, von dem heute oft in den bibliothekarischen Sonntagsreden (Sonntags…, egal) zu hören ist, wahrnimmt.

Kann man das auf heute übertragen? Nicht zu 100%, selbstverständlich. Es gab 1931 in Marienthal Armut, nach der „vollständigen Aussteuerung“ (d.h. dem Ende aller Unterstützungsleistungen), die es heute so nicht mehr gibt. Die Bibliotheken sind heute eher Gemeindebibliotheken, nicht an eine Partei/ein Milieu gebunden und sie sind Freihandbibliotheken, was sie 1931 nicht unbedingt waren (aber vielleicht, experimentiert wurde damit seit den frühen 1910ern). Trotzdem sollten sie zu denken geben, bevor Bibliotheken sich wieder einmal (gewiss positiv gemeint) ihre „Funktion“ in Bezug auf Armut als sehr einfach und direkt vorstellen.

Erinnerung: Stammtisch „Armut und Bibliotheken“ beim Bibliothekskongress, 14.03.2016

Werte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

beim letzten Bibliothekstag in Nürnberg organisierten wir einen Workshop zum Thema „Armut und Bibliotheken“, dessen Ergebnisse in der Informationspraxis 02/2015 veröffentlicht wurden (https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ip/article/view/24186).

Gerne würden wir daran anschliessen und das Thema auf der Agenda halten. Deshalb laden wir zum Bibliothekskongress 2016 in Leipzig alle Interessierten zum Themenbereich „Armut / soziale Fragen und Bibliotheken“ zu einem zwanglosen Treffen ein. Wir würden uns gerne mit Ihnen austauschen und insbesondere die Frage besprechen, was getan werden kann, damit das Thema selber in bibliothekarischen Kreisen präsent / präsenter wird.
Wir treffen uns gerne mit Ihnen am Montag, den 14.03.2016, ab 19.00 Uhr im Café Barbakane, in der Moritzbastei (Universitätsstraße 9, Leipzig) und sind selber sehr gespannt, was ein solches Treffen bringen wird.

m.f.G.
Karsten Schuldt und Bruno Wüthrich

 

PS: Auch gerne noch einmal der Verweis auf die Mailingliste zum Thema: https://de.groups.yahoo.com/neo/groups/ArmutUndBibliothek/info.

Mailingliste „Armut und Bibliotheken“, Start

Im Rahmen des Workshops zu „Armut und Bibliotheken“, den der Kollege Wüthrich und ich auf dem Bibliothekstag in Nürnberg angeboten haben, erwähnten wir auch mehrfach, dass wir anstreben, eine Mailingliste zum Thema zu etablieren. Es gibt selbstverständlich schon zahlreiche andere Mailinglisten, aber wir haben den Eindruck, dass Fragen um Armut, Soziale Gerechtigkeit et cetera im Bezug auf das Bibliothekswesen in diesen Listen oft einigermassen untergehen. Gleichzeitig haben wir nicht nur auf dem Workshop den Eindruck gewonnen, dass es eine ganze Zahl von Kolleginnen und Kollegen gibt, die sich mit dem Thema auseinanderzusetzen wünschen – sowohl im Praktischen (Was kann getan werden? Was wird getan?) als auch im Theoretischen (Was ist möglich, was nicht? Et cetera).

Wir haben den Eindruck, dass es sinnvoll wäre, eine gesonderten Ort für diese Diskussionen zu schaffen. Deshalb: Die Mailingliste ist offen für alle, die sich zum Thema äussern und austauschen wollen. Was genau dort besprochen wird, weiss noch niemand. Moderiert wird die Liste vom Kollegen Wüthrich und mir, die Infoseite findet sich hier: https://de.groups.yahoo.com/neo/groups/ArmutUndBibliothek/info, dort kann sich auch, wer möchte, eintragen unter armutundbibliothek-subscribe@yahoogroups.de. Alles weitere wird sich finden.