1965 gab die Kantonale Kommission für Schul- und Gemeindebibliotheken des Kantons Bern die erste Ausgabe eines Informationsblattes für Schul- und Gemeindebibliotheken heraus. Anfangs nur für die deutschsprachigen Gemeinden, später auch für die französischsprachigen, hiess dieses Blatt bis 1999 Der Berner Bibliothekar, anschliessend wurde es in Berner Bibliotheken / Bibliothèques du canton de Berne umbenannt. Von anfänglich vier stieg die Anzahl der Druckseiten mit den Jahren auf durchschnittlich 24 an. Ziel dieser Zeitschrift war es, auf der Ebene eines Kantons die Interessen der Bibliotheken widerzuspiegeln, relevante Informationen aus der Kommission und deren Arbeit zu verbreiten und vor allem die Arbeit in den Bibliotheken inhaltlich zu unterstützen. Dabei wurde in der ersten Nummer klargestellt, dass das Zielpublikum nicht die gut ausgestatteten Einrichtungen sein sollten, sondern das sich
„[d]as Mitteilungsblatt […] an die vielen hundert Leiter der Schulbibliotheken und an die Gemeinde und Volksbibliotheken [richtet]. Hier wird seit Jahrzehnten unter großem [sic!] Einsatz von Zeit und Kraft im Dienste von Jugend und Gemeinde eine Arbeit geleistet, der unserer hohe Anerkennung gehört. Ihnen möchten wir mit unserer Tätigkeit [als kantonale Kommission], mit Kursen und Konferenzen, mit praktischer Beratung und mit unserem Mitteilungsblatt zur Seite stehen.“ (Staub, Werner (1965): Zum Geleit. In: Der Berner Bibliothekar, 1 (1965) 1, S. 1)
Ende 2011 wurde in der Ausgabe 86 verkündet, dass die Zeitschrift als gedruckte Publikation eingestellt wird. Ab 2012 soll die Information der Bibliotheken auf einem anderen – wohl vorrangig elektronischem – Weg erfolgen.
Insoweit bietet es sich an, alle gedruckten Ausgaben als zusammenhängende Einheit zu untersuchen. Dies soll hier im Bezug auf die Texte zu Schulbibliotheken, welche im Laufe der Jahre 1965 bis 2011 in der Zeitschrift erschienen, getan werden.
Der Berner Bibliothekar beziehungsweise Berner Bibliotheken / Bibliothèques du canton de Berne hatte über den Kanton hinaus einen guten Ruf. Beispielsweise wurde in den 1970er und 1980er Jahren relativ oft in der schulbibliothek aktuell auf diese Publikation verwiesen. Auch fällt bibliothekarisch Aktiven in der Schweiz immer wieder diese Zeitschrift ein, wenn man sie nach kantonalen Blättern fragt. Erstaunlicherweise hat dies nicht dazu geführt, dass die Zeitschrift selber archiviert wurde. In Deutschland ist laut Zeitschriftendatenbank nur in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig ein vollständiger Bestand mit allen 86 Ausgaben nachgewiesen, was die Frage aufwirft, ob die Hinweise in der schulbibliothek aktuell in den 1970er und 1980er Jahren Einfluss haben konnten. Auch im Schweizerischen Zeitschriftenportal ist die Zeitschrift selten nachgewiesen – je weiter ein Kanton von Bern entfernt ist, um so weniger. Für die hier angeführte Recherche wurde hauptsächlich auf den Bestand in der Liechtensteinischen Landesbibliothek (also nicht in der Schweiz) zurückgegriffen. (Beim österreichischen Bibliotheksverbund, der die deutschsprachigen Staaten vervollständigt, lässt sich die Zeitschrift gar nicht nachweisen.)
Insgesamt macht die gesammelte Zeitschrift rund drei Schuber aus. Das scheint gegenüber anderen Zeitschriften wie der BuB oder Der Bibliothekar vielleicht wenig, wobei bedacht werden muss, dass es sich bei den Berner Bibliotheken / Bibliothèques du canton de Berne um eine Zeitschrift mit viel weniger Mitteln im Hintergrund und für eine viel kleinere Zielgruppe handelte. Bezogen auf das Thema Schulbibliotheken erschienen zwischen 1964 und 2011 prozentual weit mehr Texte als in den beiden anderen, soeben genannten Publikationen. Insgesamt füllen die Kopien einen Ordner und damit nehmen damit ungefähr soviel Platz ein, wie die Artikel zum Thema, die in Der Bibliothekar – einer weit regelmässiger erscheinenden und mit viel grösserer Seitenzahl ausgestatteten Zeitschrift – publiziert wurden.
Die betreffenden Artikel aus Der Berner Bibliothekar beziehungsweise Berner Bibliotheken / Bibliothèques du canton de Berne wurden allesamt in der Datenbank schulbibliotheksliteratur.info aufgenommen.
Übersicht
Schulbibliotheken sind offenbar im Kanton Bern weit verbreitet. Sie sind zumeist seit langem im Betrieb, relativ oft auch als kombiniert Schul- und Gemeindebibliotheken. Das Personal ist zumeist „paraprofessionell“ (ein in der Schweiz oft genutzter Begriff), dass heisst, nicht unbedingt bibliothekarischen und / oder pädagogisch ausgebildet, aber im Laufe der Zeit durch die Unterstützung der Kantonalen Kommission und der heutigen Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der öffentlichen Bibliotheken / Communauté de travail des bibliothèques suisses de lecture publique (SAB/CLP) in Fortbildungen weitergebildet und bei seiner Professionalisierung unterstützt worden. Zudem ist politisch eine möglichst hohe Abdeckung der Schulen und Gemeinden mit Bibliotheken angestrebt.
Hervorzuheben ist, dass der Kanton Bern einer der wenigen zweisprachigen (deutsch / französisch) Kantone der Schweiz ist. Bei der Gründung des Blattes gehörte zudem das gesamte heutige Kanton Jura zum Kanton Bern. (Auffällig ist, dass die Auseinandersetzungen um das Jura in der Zeitschrift gar nicht auftauchen.) Deshalb wandelte sich die Zeitschrift während ihres Erscheinens zu einer zweisprachigen. Zuerst erscheinen einige Ausgaben rein in französisch, später ging man dazu über, Artikel entweder in der einen oder der anderen Sprache abzudrucken und damit gewissermassen davon auszugehen, dass beide Sprachen zumindest passiv beherrscht werden. (Dies wird übrigens auch in den beiden für das Bibliothekswesen der Schweiz wichtigen Zeitschriften, der Arbido und der SAB-Info/Info-CLP, für die drei grössten der vier schweizerischen Landessprachen so gehandhabt.)
Ausserdem ist zu erwähnen, dass mit der kantonalen Bibliothekskommission eine kontinuierlich arbeitende Einrichtung vorhanden ist, welche gerade die kleineren Bibliotheken direkt unterstützt. Nicht zuletzt wirkt offenbar im Kanton Bern, wohl vermittelt über die Romandie, das Beispiel der Centre de documentation et d’information aus Frankreich (und weniger die Schulbibliothekssituation in Deutschland oder Österreich) auf das Verständnis von Schulbibliotheken.
Artikel
Die im Laufe der Zeit in Der Berner Bibliothekar beziehungsweise Berner Bibliotheken / Bibliothèques du canton de Berne zum Thema Schulbibliotheken erschienen Artikel sind erwartungsgemäss divers. Auffällig ist, dass auch in Bern eine Verteilung der Texte über die Jahrzehnte auftrat, die sich ebenso in Deutschland finden liess. Nach einer Zeit kontinuierlicher Publikationen in den 1960er und beginnenden 1970er Jahren, entstanden die ambitioniertesten Texte ab 1973, um dann mit den beginnenden 1980er Jahren an Umfang und Zahl rapide abzunehmen. Zwischen 1985 und 1993 finden sich gar keine Texte in der Zeitschrift, die sich dem Themenbereich Schulbibliotheken zuordnen lassen. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts nimmt die Zahl der Texte wieder zu, obgleich sie nicht die Häufigkeit und Länge der in den 1970er Jahren veröffentlichten Artikel erreichen. (Wobei es in der Schweiz 2001 nicht, wie in Deutschland, zu einem „PISA-Schock“ kam. Dieser erfolgte erst später. Das sollte man als Hinweis ernst nehmen und das steigende Interesse an Schulbibliotheken in Deutschland nicht einfach diesem „Schock“ zuschreiben.) Anzumerken ist zudem – vor allem für die Leserinnen und Leser aus Deutschland –, dass viele Schulen in der Schweiz nicht als Vollzeitschulen zu verstehen sind, sondern oft über die Mittagspause geschlossen waren. Obgleich sich dies in den letzten Jahren ändert (und zudem in den Städten des Mittellandes ergo des Dreiecks Zürich-Basel-Bern und teilweise der Romandie schneller, als anderswo), haben die meisten Schulbibliotheken im Kanton Bern zumindest bislang in Schulen existiert, in denen die grossen Pausen nicht als Hauptnutzungszeiten der Schulbibliotheken galten, einfach weil die Einrichtungen geschlossen waren. (So wie vieles andere in der Schweiz auch über Mittag geschlossen ist.)
Drei Arten von Texten lassen sich unterscheiden:
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Eine ganze Anzahl von Texten stellt, zumeist reduziert auf einer Seite, einzelne Schulbibliotheken vor. Dazu wurde über einige Jahre die Rückseite der Zeitschrift als eigenständige Rubrik („Carte Blanche“, in der sich jeweils eine Bibliothek, die keine Schulbibliothek sein musste, vorstellte) explizit genutzt. Selbstverständlich sind diese Übersichten immer etwas eingeschränkt in ihrer Aussagekraft. Zu erkennen ist aber, dass die vorgestellten Bibliotheken sich jeweils am allgemeinen bibliothekarischen Diskurs ihrer Zeit zu orientieren versuchten, gleichzeitig aber mit Einschränkungen zu kämpfen hatten. Allerdings waren diese Einschränkungen nicht mit der Situation in zahlreichen deutschen Schulbibliotheken zu vergleichen. In fast jeder Schule scheinen sich Mittel für einen Medienetat und auch für die, allerdings geringfügige, Entlohnung (Entschädigung) des Personals gefunden zu haben. 1983 erschien ein gesamtes Heft (Heft 18 (1983) 36) unter dem Titel „Schulbibliotheken der Stadt Bern: Stand 1983“, das fast nur solche Beispiele enthielt. Letztlich besteht ein Grossteil der Texte aus solchen Einzelvorstellungen von Schulbibliotheken.
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Wie das eben genannte Heft, gab es eine ganze Reihe von Heften, die sich nur einem Thema widmeten. Dabei scheint keine vorgegebene Erscheinungsstruktur existiert zu haben. Vielmehr erschienen diese Hefte in loser Folge. Nicht alle sind für Schulbibliotheken relevant. Zu nennen sind aber Heft 9 (1973) 19 (Planung von Schulbibliotheken), Heft 10 (1974) 21 (Arbeit in Schulbibliotheken), Heft 11 (1973) 23 (Sachbücher in Schulbibliotheken), Heft 12 (1977) 26 (Tonbildschau über Schulbibliotheken), Heft 13 (1978) 28 (Unterricht mit der Bibliothek), Heft 17 (1982) 35 (Unterricht mit der Bibliothek,Heft 2), Heft 18 (1983) 36 (Schulbibliotheken der Stadt Bern: Stand 1983), Heft 20 (1985) 39 (Unterricht mit der Bibliothek, Heft 3: Vom Kindergarten bis zur Volkshochschule am Beispiel Langenthal), Heft 28 (1993) 51 (Unterricht mit der Bibliothek Heft Nr. 4) sowie Heft 36 (2001) 66 (Schulbibliotheken im Wandel / Bibliothèques scolaires en mutation). Dabei war die Reihe Unterricht mit der Bibliothek nicht unbedingt auf Schulbibliotheken zugeschnitten, sondern enthielt vor allem Unterrichtsmaterialien, die von Lehrerinnen und Lehrern in Bibliotheken (und damit auch Schulbibliotheken) verwendet werden konnten.
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Die dritten Art von Texten kann in einer Sammelkategorie „Sonstige“ zusammengefasst werden. Zu einem grossen Teil besteht sie aus Verordnungen, Ausführungsvorschriften und anderem amtlichen Material. Dies zeigt, dass das Kanton Bern zumindest zu bestimmten Zeiten versuchte, die Situation in den Schulbibliotheken des Kantons auf ein gewisses Mindestmass festzulegen und beispielsweise mit Verordnungen über die Entschädigung des Personals auch zu festigen. Ein gewisse Zahl von Texten versucht, statistische und andere Daten zu Schulbibliotheken im Überblick darzustellen. Zu nennen sind Rauber, Paul (1966) / Erhebung über die Schul-, Jugend- und Volksbibliotheken im Kanton Bern. In: Der Berner Bibliothekar 2 (1966) 6, S. 2-3; Anonym (1968) / Die Schulbibliothek. In: Der Berner Bibliothekar 4 (1968) 12, S. 4-6; Anonym (1969) / Les Bibliothèques du Canton de Berne. In: Der Berner Bibliothekar 5 (1969) 14, S. 1-4; Braunschweiger, Nelly & Vollenwyder, Usch (2000) / Umfrage: Jugendlich und Bibliotheken. Bücher sind immer noch die „Renner“. In: Berner Bibliotheken / Bibliothèques du canton de Berne 35 (2000) 65, S. 4-9. Nur ein relativ geringer Teil von Texten beschäftigt sich ausserhalb der Sonderhefte mit der Arbeit in der Schulbibliothek. Hier ist auffällig, dass sich diese in den ersten Jahren (bis in die Mitte der 1970er) vor allem damit beschäftigen, zu erläutern, wie Schulbibliotheken genutzt werden sollten. Nach 2000 finden sich dann vor allem Texte, die sich dazu äussern, wie Schulbibliotheken mit anderen Einrichtungen, vor allem Gemeindebibliotheken, kooperieren können.
Der Konvolut der Texte mit einem Bezug zu Schulbibliotheken aus dem Mitteilungsblatt der kantonalen Bibliothekskommission der Kanton Bern ist, wie schon dargestellt, nicht besonders umfangreich. Er zeigt allerdings eine um die Schulbibliotheken im Kanton bemühte Administration und eine relativ lebendige Szene von Aktiven in den Schulbibliotheken. Zudem zeigt er, dass eine kontinuierliche Arbeit an und mit Schulbibliothek diese potentiell professionalisieren kann.