PISA / TIMSS / Bildungsbegriff? [Zitat]

Neben „Evaluation“ taucht der Begriff „Bildung“ in der gegenwärtigen einschlägigen Diskussion immer wieder auf. So sollen zum Beispiel Kindertagesstätten neuerdings Bildungseinrichtungen sein. Allerdings scheint bei der breiten Diskussion um die richtige Bildung der Bildungsbegriff, oder besser: das Problem der Bildung auf der Strecke zu bleiben. Denn das, was beispielsweise PISA oder TIMSS untersuchen, hat eher mit Kompetenzmessung zu tun als mit der Frage, ob die Schülerinnen und Schüler gebildet sind. Tatsächlich findet man in den PISA-Studien keine Bildungstheorie, sondern lediglich drei Dimensionen, die geprüft werden: die Lesekompetenz, mathematische Grundbildung und naturwissenschaftliche Grundbildung. Immerhin taucht das Wort Bildung hier auf, freilich ohne näher ausgeführt zu werden. PISA misst nur Teilbereiche, und die mit großer Intensität. Doch erst im Zusammenspiel mit weiteren Aspekten machen die erwähnten Teilbereiche „Bildung“ aus. Wie auch immer: IM Gefolge von PISA wird der Unterricht von Schulinspektorinnen und -inspektoren beobachtet, bewertet und beurteilt; und ganze Schulklassen müssen Jahrgangsprüfungen absolvieren, um Daten für die Einschätzung des Gelernten zu erhalten. Es fehlt allerdings eine grundsätzliche Diskussion darüber, was denn überhaupt „guten Unterricht“ kennzeichnet — und es bleibt die Frage, ob ein komplexes Geschehen wir Unterricht überhaupt in sinnvolle Kategorien gefasst werden kann und welche das gegebenenfalls wären.
[Blech, Thomas ; Wahle, Manfred (2009) / Einleitung. — In: dies. (Hrgs.) / Erzieher/in-Ausbildung auf dem Prüfstand : Beiträge zur aktuellen Reformdebatte. — (Dortmunder Bieträge zur Pädagogik ; 43). — Bochum ; Freiburg : projekt verlag, 2009, S. 10f.]