Die Publikation Weiterbildung – Zeitschrift für Grundlagen, Praxis und Trends, die früher einmal GdWZ (Grundlagen der Weiterbildung) hieß und vielleicht noch unter diesem Namen bekannt ist, ist schon länger durch zwei widerstreitende Tendenzen geprägt. Einerseits versucht die Zeitschrift Hinweise aus und für die Praxis der Weiterbildung zu veröffentlichen. Diese Praxis ist aktuell von einem Diskurs geprägt, der Lernende zu Kundinnen und Kunden von Bildungsangeboten erklärt, Bildungsangebote deshalb auch vorrangig als Produkte begreift – mit den gesamten Problemen der Standardisierbarkeit, Abrechenbarkeit, Reproduzierbarkeit und Eingrenzung, die mit einem solchen Fokus auf soziale Prozesse einhergehen – und als Hauptgrund, teilweise auch einzigen Grund für die Teilnahme an Bildungsaktivitäten ein direkten oder indirekten finanziellen Gewinn der Teilnehmenden antizipiert. Andererseits versucht die Zeitschrift Weiterbildung immer, wissenschaftliche Beiträge, also hauptsächlich erziehungswissenschaftliche, zum jeweiligen Heftthema einzuwerben. Diese wissenschaftlichen Beiträge sind im allgemeinen ziemlich interessant und von gestandenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geschrieben. Allerdings widersprechen sie als erziehungswissenschaftliche Texte beständig den oftmals fast schon naiven Praxisbeiträgen.
Man würde vielleicht das Gegenteil erwarten, also das die wissenschaftlichen Texte viel Theorie und wenig Empirie liefern würden, während die praktischen Beiträge die Realität darstellten. Aber zumindest bei den meisten praktischen Texten in der Weiterbildung drängt sich der Eindruck auf, dass die jeweiligen Schreibenden eine relativ a-gesellschaftliche Sicht auf die Welt haben, die sich um ihr jeweiliges Projekt beziehungsweise ihre jeweilige Firma dreht und das sie mit Vorstellungen über das Lernen und die Aneignung von Wissen arbeiten, die wenig mit dem zu tun haben, was die Erziehungswissenschaft – die allerdings auch oft darauf hinweist, dass sie selber bislang wenig Ahnung davon hat – über die Gründe für den Erfolg und Misserfolg von Lernaktivitäten, über die Formen der Aneignung von Wissen und die Gründe für die Teilnahme und Nichtteilnahme von Lernenden weiß. Vielmehr ist diese „praktische Sicht“ eher betriebswirtschaftlich und wenig pädagogisch und / oder didaktisch orientiert. (Das hat sein Gründe, insbesondere bei freiberuflich Arbeitenden, die sich schließlich beständig Gedanken machen müssen, wie sie sich finanzieren können. Aber es ist doch fragwürdig, wie sie dies erfolgreich im Weiterbildungssektor tun können, wenn sie kaum sagen können, wie und wieso Menschen überhaupt etwas lernen. Vielleicht sagt das auch etwas über die Qualität der Weiterbildung aus.)
Diese auffällige Ungleichzeitigkeit der Zeitschrift prägt auch das aktuelle Heft der Weiterbildung zum Themenbereich „Lernen im Alter“. (Es heißt zwar „Übergang Beruf – Ruhestand“, aber das ist im Heft nur ein – wichtiger – Punkt.)
Nutzung von Humanressourcen
Da gibt es beispielsweise die beiden Texte von Hans-Jürgen und Brigitte Mathias und von Dr. Christiana Lütkes [Mathias, Hans-Jürgen ; Mathias, Brigitte (2009) / Ohne Ruhe, ohne Stand : Beispiel: Seminare zur Gestaltung der dritten Lebensphase. – In: Weiterbildung 20 (2009) 3, S. 18-20 und Lütkes, Christiana (2009) / Freiwillige engagiert bleiben : Beispiel: Agentur für gesellschaftliches Engagement. – In: Weiterbildung 20 (2009) 3, S. 21-23]. Im ersten Text werden Seminare für aus dem Dienst ausgeschiedene Berufssoldaten beschrieben (Die offenbar unter sich bleiben wollen, aber vielleicht ist das auch nur mein Eindruck. [1] ), die von den beiden AutorInnen organsiert werden. Der Text selber beschreibt wenig Spannendes. Es werden Seminare angeboten, die helfen sollen, die Situation nach dem Dienst (also „in Rente“, aber offenbar wird das nicht in dieser Terminologie benutzt, vielleicht klingt es zu zivil) besser durchzustehen. Es wird konstatiert, dass es offenbar ein Problem gibt, den notwendigen (neuen) Sinn im Leben zu finden. Immerhin waren die Seminare schnell ausgebucht, obwohl sie inhaltlich wenig Neues vermittelten, sondern einen Überblick zu Themen wie Kunst, „Fragen, die unser Leben begleiten“ [2] und den Leistungen des Sozialdienstes der Bundeswehr boten. Letztlich treffen sich hauptsächlich katholische Zeitsoldaten im Ruhestand mit ihren Ehefrauen [3] und versuchen, sich auf die folgende Lebenszeit vorzubereiten. Wichtig ist den AutorInnen des Textes, darauf zu verweisen, das Zeitsoldaten auch nach ihrem Berufsleben ihre vollen Fähigkeiten nutzen können sollen.
Der zweite Text beschreibt – geschrieben von der Leiterin – die Agentur für gesellschaftliches Engagement in Hamm. Diese Agentur versucht quasi zwischen sozialen Aufgaben und Seniorinnen und Senioren, die sich für diese Aufgaben ehrenamtlich engagieren sollen, zu vermitteln. Es werden Projekte gesucht, die ehrenamtliche Hilfe gebrauchen können und gleichzeitig Ehrenamtliche für Projekte geworben. Die Ehrenamtlichen werden in diesen Projekten unter anderem pädagogisch unterstützt. Sie lehren aus ihrer Erfahrung, arbeiten und lernen gleichzeitig etwas. Ist das schlecht? Nicht wirklich. Wer ehrenamtlich aktiv sein will, sollte dabei unterstützt werden, auch pädagogisch. Und wer sich nicht selbstständig eine ehrenamtlich Tätigkeit suchen will oder kann, sollte dabei auch unterstützt werden. Das sollte in einer reichen Gesellschaft, wie der deutschen, die gleichzeitig eh zu wenig Arbeitsplätze hat, für alle normal sein. Irritierend ist allerdings, wie selbstverständlich der Text davon ausgeht, dass Menschen nach ihrer Berufstätigkeit weiter in dem Bereich, in welchem sie zuvor arbeiteten, tätig sein wollen, auch ehrenamtlich. Man fragt sich beim Lesen des Textes willkürlich, warum sie früher überhaupt dafür bezahlt wurden, wenn sie jetzt im Ruhestand so begeistert weiterarbeiten. Das ist relevant, weil auch die Bildungsangebote für diese Ehrenamtlichen auf diese Tätigkeiten im Ehrenamt zugeschnitten sind, nicht etwa auf die direkten Interessen der Seniorinnen und Senioren. [4]
Es gibt noch einige dieser Texte, wichtig ist der Trend in ihnen: der Ruhestand wird als eine Phase beschrieben, die als sinnlos erlebt wird und als größter Wunsch der Seniorinnen und Senioren wird angenommen, das, was sie schon vorher getan haben, auch weiter tun zu wollen. Es geht um das Denken in Humanressourcen, welches Wissen und Fähigkeiten vor allem als Items begreift, welche beständig im gesellschaftlich-produktiven Sinne angewandt werden müssten. Die gesamten Bildungsangebote, die in diesen Texten beschrieben sind, zielen darauf ab, dies zu unterstützen, also entweder Menschen dabei zu helfen, ihr Leben „sinnvoll“, dass heißt hauptsächlich weiterhin produktiv, zu gestalten und / oder das vorhandene Wissen auch nach der Berufstätigkeit so weit zu updaten, wie es für das Ehrenamt gebraucht wird.
Gewiss gibt es Menschen, die von einem solchen Ansatz profitieren. Aber es ist dennoch eine relevante Einschränkung der möglichen Bildungsgründe von Menschen im Ruhestand. (Es ist auch eine ziemliche Einschränkung der Gründe für ein ehrenamtliches Engagement, wenn man behauptet, dies würde vor allem deshalb praktiziert, weil man quasi nach der Arbeit weiterarbeiten wollte.) Der Witz am Ruhestand ist ja, dass man dann nicht mehr der Arbeitsroutine und den Anforderungen des Arbeitsverhältnisses unterworfen ist. Vielmehr kann man im Ruhestand, wenn man dazu Lust hat, auch einfach immer im Bett liegen bleiben und Fernsehen gucken oder, wenn die Rente reicht, auch ständig auf Reisen sein oder nochmal Programmieren lernen und einen wichtigen Beitrag zur Fortentwicklung Freier Software leisten. Das ist die Entscheidung einzelner Menschen, nicht der Weiterbildungseinrichtungen, nicht der Gesellschaft und auch nicht der informellen Bildungsorte wie Bibliotheken. Alles andere ist eine Einschränkung des Blickwinkels von gesellschaftlichen Einrichtungen, die Menschen im Ruhestand einfach nur als Träger ihres Berufswissens definieren. Daraus resultiert dann auch folgerichtig eine Einschränkung der Bildungs- und Betätigungsmöglichkeiten dieser Menschen.
Warum lernen die Alten nicht, was sie lernen sollten?
Wenn kein Sinn (mehr) gesehen wir in weiterer Bildungsakkumulation, dann braucht es allerdings Seminare, die ihren Sinn erst einmal finden lernen lassen, die den Alten, die in die erwerbsarbeitsfreie Lebensphase übergehen, aufzeigen, was sie dann noch „Sinnvolles“ tun können – um dies schließlich als Ergebnis eines autonomen Erkenntnis- und selbstgesteuerten Entscheidungsprozesses verstehen zu können. […] Wäre es nicht angemessener, die Alten selbst entscheiden zu lassen, was sie tun wollen und was nicht, anstatt ihnen das Gefühl zu suggerieren, ohne entsprechende Aktivitäten nur noch „altes Eisen“ zu sein? [Bolder, Axel (2009) / Suggerierter Bildungsbedarf? : Gegenrede: Von Pädagogik und Andragogik zur Geragogik. – In: Weiterbildung 20 (2009) 3, S. 24-26, Seite 26]
Nur einige Seiten weiter steht im gleichen Heft das gerade zitierte Fazit. (Okay, das ist etwas getrickst, weil die Rubrik, in der der Text steht, nicht umsonst Gegenrede heißt. [5] ) Axel Bolder kritisiert in seinem Text gerade die Vorstellung, die in den beiden besprochenen Texten so explizit geäußert wird: dass die Seniorinnen und Senioren lernen müssten, in ihrem Leben nach der Karriere einen Sinn zu finden und dass sie dafür viel lernen müssten. Er konstatiert vielmehr, dass ein Großteil der Bildungsangebote für diese Zielgruppe vollkommen an deren Interessen vorbei geplant ist und diese deshalb auch nicht funktionieren.
Als einen wichtigen Grund für dieses Zustand beschreibt er (wieder einmal) die in der Bildungsplanung verbreitete Vorstellung von Bildung, als eine Tätigkeit, die „sich lohnen müsse“ (und wenn es „ideeller“ Art sei). Diese Unterstellung findet sich in den Konzepten von Bildungsangeboten und Bildungseinrichtungen tatsächlich beständig wieder, sobald sich diese stark am betriebswirtschaftlichen Denken orientieren. Gerade in seiner platten Form außerhalb der Universitäten operiert dieses Denken heutzutage zumeist mit einem sehr sehr simplen Modell um zu erklären, warum Menschen Kaufentscheidungen treffen. Die Idee ist, dass Menschen nur dann Dinge kaufen, wenn sie darin einen Sinn sehen können. Es wird unterstellt, dass dieser Sinn immer rekonstruierbar sei und deshalb die Kaufentscheidungen immer in gewisser Weise rational wären. Als Hauptgrund für eine solche rationale Entscheidung wird der Preis angenommen, aber das ist nur ein erster Ansatz. Die tatsächlichen Gründe für Kaufentscheidungen sind selbstverständlich komplexer, deshalb wird zu dieser Theorie auch immer wieder einmal eine neue Kategorie an „rationalen Gründen“ hinzugefügt (beispielsweise Wohlbefinden, langfristige Kostenanalyse, Wissen / Nicht-Wissen um Alternativen, Vertrautheit mit einem Produkt etc.). Gleichzeitig betonen die intellektuellen Vertreterinnen und Vertreter immer wieder, dass dies nur ein Modell sei, dass selbstverständlich nicht das gesamte Handeln von Menschen erklären könnte. Das scheint aber oft nicht bei denen anzukommen, welche diesen Denkansatz popularisieren. Nimmt man diesen Ansatz aber her und definiert auch Bildungsaktivitäten als Produkt, dann ist es nur folgerichtig, davon auszugehen, dass die Entscheidung von Menschen für eine Bildungsaktivität immer einen Sinn haben muss und nicht einfach so oder aus reinem Interesse gefällt wird. Es ist auch folgerichtig anzunehmen, dass Menschen, die bestimmte Bildungsangebote nicht wahrnehmen, einfach den Sinn dieser Angebote für ihr Leben nicht begriffen haben und das sie deshalb vor allem diesen Sinn begreifen müssen, um dann selbstmotiviert zu lernen. Bolder meint zu Recht, dass das so nicht funktioniert, insbesondere nicht im Leben im Ruhestand und unter dem modernen Paradigma vom Lebenslangen Lernen als Aufrechterhaltung der Beschäftigungsfähigkeit durch Bildung. Er führt die Thematisierung von quasi-arbeitsmarktähnlichem Lernen für das Ehrenamt nach der Berufstätigkeit auch auf die Interessen der Bildungsanbieter zurück, die zuvorderst daran interessiert seien, zu überleben und nicht, die Interessen der Rentnerinnen und Rentner zu berücksichtigen.
Aber es geht nicht nur um diese ökonomische Perspektive. Prof. Dr. Peter Faulstich postuliert in seinem Text [Faulstich, Peter (2009) / Lebensentfaltende Bildung : Zielsetzung von Lernen im Alter. – In: Weiterbildung 20 (2009) 3, S. 8-11], dass es weit mehr Barrieren und Gründe dafür gibt, dass Rentnerinnen und Rentner nicht so lernen, wie sich das im Praxisteil der gleichen Zeitschrift (oder auch aktuell in Broschüren des Bundesministerium für Bildung und Forschung) vorgestellt wird. Zum einen zeigt er, dass die Vorstellungen davon, was im Alter gelernt wird und werden soll, vom Bild einer Gesellschaft über dieses Lebensalter abhängt. Das scheint keine große Erkenntnis zu sein, zeigt aber noch, dass die Vorstellung, dass sich Bildungsinhalte quasi „natürlich“ aus der Entwicklung der Gesellschaft und der Menschen ergäben, gerade für das „dritte Lebensalter“ Unsinn ist. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel aus individuellen Faktoren, gesellschaftlichen Rahmendingungen, Altersbildern der Gesellschaft, das bestimmt, ob und wenn ja, wie im Alter was gelernt wird. Der Text selber ist zu kurz, um über einige Hinweise hinausgehend diesen Zusammenhang gründlicher darzustellen. Faulstich verweist aber weiterhin darauf, dass auch eine zu naive Lerntheorie dazu beitragen kann, dass Bildungsaktivitäten oder die Unterstützung selbstmotivierter Lernaktivitäten vollkommen falsch geplant werden. Wenn Lernen als ein Wissen-einimpfen (oder upleveln) verstanden wird und nicht als produktiver Prozess, in dem die Lernenden hauptsächlich selber Wissen generieren oder auch nicht generieren und der auch andere Gründe haben kann, als die reine Wissensaneignung, dann ist eine Planung von Bildungsaktivitäten, die hauptsächlich von der Frage ausgeht, was für Wissen die Teilnehmenden am Ende haben sollen, kontraproduktiv. Weitergehend kritisiert Faulstich das Modell, Bildung hauptsächlich als Verringerung eines Defizits anzusehen. Er plädiert vielmehr dafür, von einem Prozess auszugehen, der die Persönlichkeit der Lernenden „entfalten“ hilft.
Bibliotheken
Bibliothekarinnen und Bibliothekare machen sich ja gerne einen Spaß daraus, nach zu schauen, ob in irgendwelchen Texten Bibliotheken erwähnt werden. In der Weiterbildung (zumindest in der aktuellen Ausgabe) können sie sich wieder einmal aufregen: sie werden nicht erwähnt.
Das heißt wieder einmal nicht, dass die Texte für die Arbeit in Bibliotheken sinnlos wären. Vielmehr gab es in den letzten Monaten einige publizierte Überlegungen zur bibliothekarischen Arbeit für und mit Menschen im Ruhestand. Nicht alle diese Arbeiten waren gleich sinnvoll, vielmehr scheinen sie zum Teil auch die Defizite aufzuweisen, die weiter oben für den praktischen Teil der aktuellen Ausgabe der Weiterbildung benannt wurden und den Ruhestand hauptsächlich als einen Zeitraum wahrzunehmen, in welchem Leute ihr Arbeitsleben weiter fortsetzen wollen, nur halt mit einem anderen Finanzierungsmodell. Gerade deshalb wären die erziehungswissenschaftlichen Texte der Weiterbildung auch für bibliothekarische Diskussionen sinnvoll, weil sie zeigen, dass es so einfach nun auch nicht ist. Schließlich, um das nochmal zu sagen, hat man als Rentnerin oder Rentner auch das Recht, die ganze Zeit nur Fernsehen zu schauen und sich um jedes Buch, jede Zeitschrift und jede weitere Lernaktivität zu drücken, egal wie gut die Bibliothek um die Ecke arbeitet oder wie viele Freiwilligenagenturen im Kiez aktiv sind. Das ist ja der Witz an der Rente – man hat lange genug gearbeitet, um endlich von den Zumutungen der Gesellschaft und des Arbeitsmarktes frei zu sein, wenn man das möchte. Muss man sich als Bibliothek deshalb ärgern, wenn nicht allzu viele Rentnerinnen und Rentner zum Publikum zählen? Nein, vielleicht haben sie einfach kein Interesse. Aber für die, die ein Interesse haben, sollte man da sein und zwar nicht mit der Zumutung, jetzt weiter zu lernen, als gälte es nochmal einen Arbeitsplatz zu ergattern.
Fußnoten:
[1] Aber ich war ja aus guten Gründen auch nicht beim Bund.
[2] Das wäre anderswo wohl „angewandte Ethik“ oder auch „Alltagsphilosophie“, allerdings werden die Seminare unter der Schirmherrschaft des Katholischen Militärbischofs organisiert, deshalb ist das Lernziel, dass den Teilnehmenden deutlich wird „,dass Gott ein zuverlässiger Begleiter auf den jeweiligen Lebenswegen ist.“ Nun ja. Da kann man auch anderer Meinung sein, zum Glück.
[3] Okay, der Text hat mich doch schon einigermaßen genervt. Ehefrauen werden offenbar vorausgesetzt. Mag sein, dass das bei den katholischen Zeitsoldaten, die aktuell in Rente gehen, noch normal ist, aber wieso muss das so absolut gesetzt werden? Muss man erstens heterosexuell sein, wenn man Zeitsoldat wird, zweitens ein Mann und drittens auch noch heiraten wollen? Im 21. Jahrhundert?
[4] Es wird nicht überall so sein, aber in Berlin-Neukölln, wo ich wohne, tauchten auch schon Aushänge für eine Ehrenamtlichen-Börse auf, die suggerierten, dass es quasi die Pflicht der Seniorinnen und Senioren sei, sich zu melden, weil einige – bestimmt wichtige und inhaltlich zu unterstützende – Vereine und Institutionen Bedarf an Ehrenamtlichen hätten. Es gab dann Termine, bei denen die potentiellen Ehrenamtlichen sich vorstellen durften und – so zumindest die Terminologie die Aushänge – zugewiesen wurden. Vielleicht wächst man irgendwann in so ein Denken hinein, wenn man in solchen Ehrenamtsagenturen arbeitet, wo bestimmt die Zahl der Vermittlung in „freie Ehrenamtsstellen“ eine Kennziffer für die weitergehende Finanzierung darstellt und meint es noch nicht mal schlecht. Sichtbar wird in diesem Beispiel aber neben dem unverschämten Anspruch, alle müssten quasi solange sie noch gehen können irgendwie arbeiten, auch, dass bei einer zu starken Institutionalisierung dieser Ehrenamtlichen-Hilfe die Gefahr besteht, dass man nicht mehr von den Interessen der potentiellen Helfenden ausgeht, sondern von den Anforderungen „der Gemeinschaft“.
[5] Diese Rubrik gibt es übrigens in jeder Ausgabe der Weiterbildung. Man stelle sich mal vor, in der BuB gäbe es eine solche Rubrik, in der beständig dem, was im Heftschwerpunkt besprochen würde, widersprochen wird. Grund dafür gäbe es oft, aber es scheint nicht so zu sein, dass eine solche Kritik im Bibliothekswesen so sehr gewünscht ist, wie sie in den meisten pädagogischen Zeitschriften explizit gefördert wird.