Arbeiten in der Unibibliothek, Humboldt-Universität

Es war der Bibliothek offenbar nur eine kurze Meldung (vom 08.02.2008) wert:

An der Zentralbibliothek steht ab sofort im 2. Obergeschoß ein neuer Raum mit 32 Lese-/Arbeitsplätzen zur Verfügung. [Zentralbibliothek Humboldt-Universität]

Aber, wer auch immer einmal versucht hat, in dieser Bibliothek einen Platz zu finden, um zu arbeiten, wird den Fortschritt zu schätzen wissen. Auch wenn der Raum aussieht, wie ein Hörsaal. Als Beweis, dass er kein Mythos ist, zwei Photos.

Blick nach draußen

Blick in den Raum

Und jetzt weiter mit dem, was zu tun ist.

Anforderungen an Lernarrangements

Mit Bezug auf die verstärkte Betonung des selbstbestimmten Lernens in den zeitgenössischen bildungspolitischen Debatten, beziehen sich auch Bibliotheken immer wieder auf das Konzept von Lernarrangements. Es geht dabei, vereinfacht ausgedrückt, darum, einen Raum zu schaffen, der individuelle Lernprozesse motivieren soll.
Rolf Arnold hat in einem Beitrag zur Erwachsenenbildung und der seiner Meinung nach notwendigen Hinwendung zur „konstruktivistischen Erwachsenendidaktik“ (die letztlich akzeptiert, dass Lernprozesse indivduell durchgeführt werden und wirken, gleichzeitig aber nicht vollständig individuell motiviert und durchgeführt werden können) Anforderungen an solche Lernarrangements definiert.

Es geht der konstruktivistischen Erwachsenendidaktik weder um Belehrung, noch um Selbstlernen, sondern um die möglichst ‚hilfsbereite‘ Aufbereitung von Lernumgebungen, in denen beides integriert gelingen kann: die didaktisierte Bereitstellung des für die Kompetenzentwicklung ’notwendigen‘ Wissens einerseits sowie seine aktiv-selbstgesteuerte Aneignung und kognitive ‚Anverwandlung‘ andererseits. Nicht die ‚Erzeugung‘ von Kompetenz ist dabei das Ziel der Weiterbildung, sondern die diaktische Weiterbildung der Zukunft benötigt Lernarrangeure und Professionals, die reale oder multimediale Lernumgebungen gestalten können. Sie benötigt aber auch einen Markt, auf dem sie um Nutzer werben kann, sowie öffentliche verantwortete Beratungs- und Qualitätssicherungsstrukturen, die Zugangmöglichkeiten, Chancengleichheit und Verbraucherschutz gewährleisten.
[Arnold, Rolf / Vom ‚autodidactic‘ zum ‚facilitative turn‘ – Weiterbildung auf dem Weg ins 21. Jahrhundert, S.12 – In: ders. ; Gieseke, Wiltrud [Hrsg.] / Die Weiterbildungsgesellschaft : Band 1 Bildungstheoretische Grundlagen und Perspektiven. – Neuwied ; Kriftel : Luchterhand, 1999, S. 3-14. – (Grundlagen der Weiterbildung)]

Interessant am letzten Satz des Zitates ist, dass auch in den jetzt neun Jahren seit der Veröffentlichung des Textes, solche angedachten Strukturen in Deutschland nicht wirklich geschaffen wurden.

Grenzen des Effizienzpotentials

[Neben anderen Tendenzen] steht Deutschland an erster Stelle betriebswirtschaftlicher Effizienz, auch die Weiterbildung ist und wird dieser Perspektive weiterhin unterzogen werden. Doch weitere Einsparungen verträgt das lebenslange Lernen in der Weiterbildung nicht, zumal wenn neben der Unterstützung beim lebenslangen Lernen auch neue individualisierte Lernformen und Konzepte entwickelt werden sollen. Es wird langfristig negative Auswirkungen haben, wenn unterbezahltes Personal angestellt werden muß. Das hier hervorstechende mangelnde oder nachlassende Interesse an Verantwortungsübernahme ist nach einigen Berichten auch in der Erstausbildung zu beobachten. Wenn diese Tendenzen sich tatsächlich realisieren würden und kein Widerstand und keine Einsicht dagegen Gehör findet, steuern wird nicht auf eine Weiterbildungsgesellschaft zu. Eher müssen wir mit einem Absinken de Qualifikationsniveaus für die breite Masse der Bevölkerung, bei gleichzeitigem Ansteigen der Anforderungen im Bereich der Hochqualifizierten, rechnen. Ein Konzept des selbstorganisierten lebenslangen Lernens könnte dann schnell in einen solchen Prozeß eingebunden werden. [Arnold, Rolf ; Gieseke, Wiltrud / Einleitung: Theorie und Praxis des lebenslangen Lernens, S. IX. – In: dies. [Hrsg.] / Die Weiterbildungsgesellschaft : Band 1 Bildungstheoretische Grundlagen und Perspektiven. – Neuwied ; Kriftel : Luchterhand, 1999, S. VII-XIII. – (Grundlagen der Weiterbildung)]

[Über die langfristigen Entwicklungen im britischen Hochschulbereich, insbesondere die beständig neu formulierten Evaluationsmethodiken] Now as it seems to me, the ’no standing still‘ conception of excellence flies in the face of experience. Sometimes things are as god as we are going to get them, and to recognize this is not a matter of complaceny but of realism. In fact, continuous enhancement may be an incoherent ideal. If we have realistic standards of what can be achived, then we should be able to achieve them. To achieve them is to have done the best we can, in which case there is no scope for still further ‚enhancement‘. Of course, we could resonably suppose this to be the case if what is at issue is not educational attainment, but customer satisfaction, and it is striking that in introducing Enhancement as a replacement for Quality Assurance, goverment ministers were quick to assert that student satisfaction would play an important part in its implementation. [Graham, Gordon / The Institution of Intellectual Values : Realism and Idealism in Higher Education. – Exeter : Imprint Academic, 2005, S. 79 – (St Andrews studies in philosophy and public affairs ; 5)]