Zugegeben, ich bin etwas spät damit dran, dass Buch der werten ehemaligen Mitstudierenden Ben Kaden und Maxi Kindling zur Sozialen Bibliotheksarbeit zu lesen. [Kaden, Ben ; Kindling, Maxi [Hrsg.] (2007) / Zugang für alle : Soziale Bibliotheksarbeit in Deutschland. – Berlin : BibSpider, 2007] Veröffentlicht ist es ja schon eine Weile. Aber so spielt das Leben.
Das Thema ist unbestritten wichtig und es wäre insgesamt mehr, als nur dieses eine Überblickswerk notwendig. Dann würde man vielleicht auch einmal davon wegkommen können, Theorie und Praxisbeispiele ständig ohne größeren Zusammenhang in einem Werk abzuhandeln. Nicht zuletzt können die besprochenen Bereiche der Bibliotheksarbeit in nur einem Werk ja auch immer nur angerissen werden, obwohl sie alle eine tiefergehende Beschäftigung bedürften. Aber ich möchte das Werk – zumindest jetzt – hier gar nicht besprechen. (Auch wenn es mich in einigen Punkten irritierte. Irgendwie scheinen die Gedanken zur gesellschaftlichen Aufgabe einer sozialen Bibliotheksarbeit, die 1982 im Grundlagenwerk von Hugo Ernst Käufer und 1980 im Werk von Fred Karl, noch eine bedeutende Rolle spielten, 2007 vollkommen irrelevant geworden zu sein.)
Ich möchte stattdessen folgendes Zitat aus der Einleitung der beide Herausgebenden [S. 13-33] anführen:
Bibliotheksarbeit ist keine Sozialarbeit. Bibliotheksarbeit verfolgt das Ziel, Zugangsmöglichkeiten zu publizierter Information für alle Mitglieder einer Gemeinschaft einzuräumen, wobei unter Umständen auch die Vermittlung von Kompetenzen zur Partizipation an den gesellschaftlichen Kommunikationsprozesse eingeschlossen ist. Dies ist der Inhalt von Bibliotheksarbeit, die der Öffentlichkeit dient.
Mehr kann die Bibliothek als solche nicht leisten. […]
Die Bibliothek kann aufgrund ihrer Funktion, Zugang zu und unter anderem auch für Bildungsprozesse relevante Informationen zu bieten, d.h. also bildungsunterstützend wirken. Eine Bildungseinrichtung ist sie jedoch nicht. [32f.]
Dies ist keine unverbreitete Position, nur findet man sie selten ausgesprochen, bzw. zitierfähig vorliegen. Deshalb finde ich es mutig, dass auch einmal öffentlich kundzutun. Immerhin steht es im Gegensatz zu zahlreichen anderslautenden Verlautbarungen aus dem Bibliotheksbereich.
Selbstverständlich würde ich der Aussage widersprechen. Zumindest würde ich sie einschränken. Bibliotheken können mehr sein, als Einrichtungen, die Medien für Bildungsprozesse anbieten. Es kommt darauf an, was man unter Bildung versteht, wie man die Aufgaben von Bibliotheken definiert und wie diese Vorstellungen vor Ort, in der einzelnen Bibliothek umgesetzt werden. Ob diese Möglichkeiten genutzt werden, ist eine andere Frage. Was allerdings richtig ist und in der gesamten Einleitung von Kaden/Kindling mitschwingt, ist der Hinweis, dass Bibliotheksarbeit immer Grenzen hat und das Bibliotheksarbeit nicht von sich aus schon positive Effekte zeitigt.